BANKENREGULIERUNG: Finanzministerin Karin Keller-Sutter plädiert für eine zügige Umsetzung der Grossbankenregulierung. «Ich hoffe, dass man sich ein wenig an die liberalen Grundsätze erinnert und jetzt nicht eine für die Finanzstabilität wichtige Vorlage verzögert», sagte die Bundesrätin in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Der Bundesrat werde nach der Sommerpause zu einer Motion aus der Wirtschaftskommission Stellung nehmen. Ende Juni genehmigte die Kommission einen Antrag, wonach die Frage der Kapitalausstattung der UBS nicht unabhängig von anderen Projekten der Grossbankenregulierung betrachtet werden soll. Eingereicht wurde der Antrag von ihrem Parteikollegen und FDP-Nationalrat Beat Walti. Gute Erfahrungen machte Keller-Sutter derweil mit US-Präsident Donald Trump: In ihrem Gespräch nach der Zollankündigung habe sie «offensichtlich den Zugang zu ihm gefunden». Er sei sehr interessiert an der Schweiz und habe viele Fragen gestellt. «Wir sprachen über verschiedene Dinge. Natürlich auch über die Zollfrage.» (SoBli, S.2ff, siehe separate Meldung)

ARMEE: Verteidigungsminister Martin Pfister will nach eigener Aussage die Schweizer Militärflugplätze besser gegen Spionageaktionen schützen. Ein Grund sind Auflagen der USA im Zusammenhang mit dem Kauf des Kampfjets F-35, wie er in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» sagte. Das Verteidigungsdepartement plane einen Massnahmenmix. «Dazu gehören unter anderem eine Drohnen-Flugverbotszone, mehr Tarnung und mehr Sichtschutz. Eventuell auch eine Ausweitung der Sperrzone um die Flugplätze herum.» Die Mehrkosten durch die Massnahmen und die Teuerung beim Bauen bezifferte er auf 60 Millionen Franken. Am F-35 hält der Bundesrat trotz drohender Mehrkosten fest. Der Jet sei anderen Flugzeugen technologisch weiter überlegen, sagte Pfister. Selbst mit einem Aufpreis sei der F-35 noch billiger als seine Konkurrenten, sagte er im Interview mit «Le Matin Dimanche». (NZZaS, S.9f./Le Matin Dimanche, S.13f; siehe auch separate Meldungen)

EXPORTMÄRKTE: Das Vertrauen von Schweizer Managerinnen und Manager in die USA ist einer Umfrage zufolge verloren gegangen. Hingegen verbesserte sich das Ansehen der Europäischen Union (EU), wie die «SonntagsZeitung» unter Berufung auf eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Kooperation mit Fachhochschulen und Handelskammern schrieb. Fast 40 Prozent der Führungskräfte haben laut dem «Swiss Managers Survey» heute ein positiveres Bild von der EU als vor zwei Jahren. Laut Studienautor Florian Keller würden Unternehmen lieber höhere Zölle in Kauf nehmen, als durch eine Produktionsverlagerung in die USA sich dem instabilen politischen Umfeld auszusetzen. (SoZ, S.13)

HOTELS: Hunderte Schweizer Hotels haben sich laut der «SonntagsZeitung» einer europäischen Sammelklage gegen die Buchungsplattform Booking.com angeschlossen. Insgesamt 369 Betriebe fordern über den internationalen Verband Hotrec Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe. Grund ist der langjährige Einsatz sogenannter Paritätsklauseln durch Booking von 2004 bis 2022, die es den Hotels untersagten, auf der eigenen Website bessere Preise anzubieten als auf der Plattform - obwohl dort rund 15 Prozent Kommission fällig wurden. Der Europäische Gerichtshof hatte diese Praxis zuvor als kartellrechtswidrig eingestuft. Die Kläger argumentieren, Booking habe auf diese Weise zu Unrecht verdient. Booking.com bestreitet die Vorwürfe. Das Unternehmen wendet die Klausel in Europa seit 2024 nicht mehr an, in der Schweiz ist sie seit 2022 verboten. (SoZ, S.33ff)

STROM: Die Schweiz hat laut der «SonntagsZeitung» einen neuen Höchststand bei Stunden mit negativen Strompreisen verzeichnet. Im Juni allein registrierte das Strominspektorat Elcom 77 solcher Stunden. Das entspricht einer Zunahme von 42 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Bereits 2024 war mit 173 Stunden ein Jahreshöchstwert erreicht worden. Die Preisverwerfungen sind eine Folge der wachsenden Solarstromproduktion bei gleichzeitig geringer Nachfrage. Während Industriebetriebe gezielt profitieren und Geld verdienen können - etwa durch den Einsatz stromintensiver Geräte bei Überangebot -, gehen Haushalte leer aus. Grund dafür sind fixe Stromtarife. Die Grünliberalen fordern nun flexible Wahltarife auch für Private. Intelligente Steuerungen könnten es E-Autos oder Klimaanlagen ermöglichen, automatisch dann zu laden oder zu kühlen, wenn Strom besonders günstig ist. Laut GLP-Chef Jürg Grossen könnten Haushalte so nicht nur sparen, sondern unter Umständen sogar Geld zurückerhalten. (SZ, S.4)

MIGROS: Die Migros zieht sich aus dem internationalen Markengeschäft zurück. «Wir ziehen uns komplett aus dem Markengeschäft im Ausland zurück, wir produzieren nur noch für andere», sagte Industriechef Matthias Wunderlin in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» (SaW, Samstagausgabe). Produkte wie Frey-Schokolade sollen künftig nur noch als Handelsmarken für Drittfirmen hergestellt werden, etwa für Spaniens Supermarktkette Mercadona. In den USA habe die Migros noch Händler als Kunden, diese Geschäfte würden aber überprüft, sagte der 52-jährige Manager. Ehemalige Prestigeprojekte wie eigene Kosmetiklinien in Südkorea oder Shampoos in Indien gehören der Vergangenheit an. «Das war eine Verzettelung!», so Wunderlin. In den Bereichen Kaffee und Schokolade werde noch exportiert, der Fokus der Migros-Industrie liege nun aber klar auf der Versorgung des Schweizer Migros-Sortiments. (SaW, S.13)

FILMFESTIVAL: Das Zurich Film Festival (ZFF) hat gemäss «SonntagsBlick» jahrelang geschönte Besucherzahlen vorgelegt. Das schrieb die Zeitung aufgrund eigener Berechnungen. Wären bei der Ausgabe 2024 alle Vorstellungen ausverkauft gewesen, käme das Festival demnach auf maximal rund 98'000 Zuschauerinnen und Zuschauer. Das ZFF habe jedoch 140'000 Besucherinnen und Besucher vermeldet. Zudem sprach es laut der Zeitung von einer Auslastung von 85 Prozent. Anders als die Filmfestivals in Solothurn und Locarno gibt das ZFF nicht die Zahl der tatsächlichen Kinobesucher bekannt, sondern kommuniziert eine Gesamtbesucherzahl. Das ZFF lebe nicht nur vom Filmprogramm, sondern von einem grossen Rahmenprogramm, teilte Festivalchef Christian Jungen der Zeitung mit. «Wenn wir uns künstlich klein machen, sägen wir auf dem Ast, auf dem wir sitzen.» Zehn Jahre lang gehörte das Festival der «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ). Per Juli 2025 übernahm eine Eigentümergruppe aus dem bisherigen Management das Filmfestival. (SoBli, S.13)

CREDIT SUISSE: Das Zürcher Obergericht verhandelt am kommenden Mittwoch den Berufungsprozess des früheren Credit-Suisse-Chefs Tidjane Thiam gegen seine ehemalige Haushälterin. Thiam wirft der Frau Erpressung und Nötigung vor, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. In erster Instanz war sie freigesprochen worden. Auslöser war ein Vergleichsvorschlag im Streit um ihre Entlassung, in dem die Ex-Angestellte drohte, die Geschichte einem grösseren Personenkreis bekannt zu machen. Thiam, der damals Präsidentschaftskandidat der Elfenbeinküste war und dem Internationalen Olympischen Komitee angehört, sah sich dadurch in seiner Reputation bedroht. Im Zivilverfahren hatte Thiam verloren und schuldet der Frau über 234'000 Franken. Trotz rechtskräftigem Urteil hat er laut der Zeitung bislang nicht gezahlt. Recherchen zeigen: Thiam verfügt über ein Millionenvermögen. Auf einem Konto in Basel lagerten 2,7 Millionen Franken. In Florida steht zudem seine Villa für gegen 24 Millionen Dollar zum Verkauf. Sein Anwalt äusserte sich nicht zum Fall. (SZ, S.37)

SRG: Eine Studie des Bundes sieht laut «SonntagsBlick» (SoBli) bei einer Annahme der SRG-Halbierungs-Initiative gegen 6000 Arbeitsplätze in Gefahr. Würde das Volk Ja zur Initiative sagen, müsste die SRG mehr als 3000 Personen entlassen, schrieb die Zeitung mit Verweis auf eine Studie des Bundesamts für Kommunikation (Bakom). Hinzu käme ein Wegfall von 2450 Vollzeitstellen bei externen Unternehmen. Das Bundesamt rechne bei einer Annahme mit dem Zwang zu einer Zentralisierung. Insbesondere die Produktionsstandorte in der Westschweiz und dem Tessin wären betroffen. Wobei eine Zentralisierung in Konflikt mit dem Bundesgesetz über Radio und Fernsehen stehen würde. (SoBli, S.8f)

TEMU: Die chinesische Shopping-Plattform Temu plant laut dem «Tages-Anzeiger» (Samstagsausgabe) den Einstieg in den Schweizer Lebensmittelmarkt. Nach dem Start in Deutschland, wo Temu bereits Frischwaren wie Fleisch, Getränke und Süssigkeiten verkauft, bereitet der Konzern nun sein Angebot für die Schweiz vor, berichtete die Zeitung am Samstag. Ein konkretes Startdatum steht noch nicht fest, doch laut Recherchen der Zeitung laufen intern die Vorbereitungen. Temu gehört zum chinesischen E-Commerce-Giganten Pinduoduo und ist für tiefe Preise bekannt. Das Unternehmen setzt auf ein sogenanntes «Local-to-Local»-Modell: Produkte sollen direkt von lokalen Händlern beschafft und an Kundinnen und Kunden geliefert werden. In mehreren europäischen Ländern gehört die Plattform bereits zu den meistgenutzten Shopping-Apps. (Tages-Anzeiger, S.4, s. separate Meldung)

KUHN RIKON: Der Küchenutensilienhersteller Kuhn Rikon will laut CEO Tobias Gerfin an der Produktion in den Schweizer Werken in Rikon und Rheinfelden «auf jeden Fall» festhalten. «Natürlich sind das vergleichsweise teure Standorte. Aber hier geht es um unsere Identität», sagte Gerfin in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Kein Thema ist für den Kuhn-Rikon-Chef eine Produktion in den USA. Zwar werde 85 Prozent der Ware, die das Unternehmen in den USA verkaufen, in China hergestellt. Trotz der hohen Zölle für US-Zölle für Einfuhren aus China wäre die lokale Herstellung in den USA aber zu teuer. «Selbst bei einem Zoll von 100 Prozent wäre es immer noch günstiger, Kochgeschirr in China zu fertigen.» Zudem änderten sich die Bedingungen laufend. (SZ, S.39; siehe auch separate Meldung)

WEF: Eine Untersuchung des Weltwirtschaftsforums (WEF) zu den Vorwürfen gegen WEF-Gründer Klaus Schwab hat laut der «SonntagsZeitung» offenbar kaum ein Fehlverhalten zutage gefördert. Es geht um drei verschiedene Arten von Vorwürfen, wie die Zeitung schrieb: Sexuelle Belästigung von Mitarbeiterinnen, finanzielle Unregelmässigkeiten und die Manipulation von WEF-Studien. Zu ersterem Thema könne man Schwab «dem Vernehmen nach» nichts Konkretes vorwerfen. Die Vorwürfe zu finanziellen Unregelmässigkeiten hätten sich offenbar als falsch herausgestellt. Einzig im Bereich der Manipulation von Studien sei die Untersuchung laut Insidern kritisch ausgefallen. Die Resultate sollen den Angaben zufolge in einem Monat veröffentlicht werden. Schwab hatte die Vorwürfe und ein Fehlverhalten stets bestritten. (SZ, S.7)

to/tp

(AWP)