US-ZÖLLE I: Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter hat laut Medienberichten am 31. Juli ohne zusätzliche Angebote und ohne Mandat des Gesamtbundesrates mit US-Präsident Donald Trump telefoniert. Trump soll die Schweizerin als «oberlehrerhaft» empfunden haben, wie die «SonntagsZeitung» schrieb. «SonntagsBlick» schrieb mit Verweis auf die Nachrichtenagentur Bloomberg, Trump habe sich gekränkt gefühlt. Als Keller-Sutter nichts zur Veränderung des Handelsdefizits offeriert habe, habe sich Trump - laut einer gut informierten Personen mehr oder weniger willkürlich - auf 39 Prozent festgelegt, schrieb Bloomberg. Nach 30 Minuten habe Seco-Chefin Helene Budliger Artieda aus Trumps Entourage eine SMS erhalten, es sei wohl besser, das Gespräch zu beenden, bevor es vollends eskaliere, schrieb die «SonntagsZeitung». Eine Person aus dem Umfeld von Keller-Sutter sagte zu «SonntagsBlick», dass das Gespräch nicht eskaliert sei. Keller-Sutter sei vor vollendeten Tatsachen gestanden. (SonntagsBlick, SonntagsZeitung)
US-ZÖLLE II: Stefan Brupbacher, Direktor des Tech-Industrieverbandes Swissmem, reagiert im Interview mit der «NZZ am Sonntag» auf die Ankündigung der USA, auf Schweizer Exporte 39 Prozent Zoll zu erheben. «Diese 39 Prozent sind absolut ungerechtfertigt. Das ist ein aus der Luft gegriffener Wert. Das zeigt einfach, dass Präsident Trump, wenn es um die Handelsbilanz geht, nicht mehr rational handelt», sagt er. Das sei eine Gefahr für Zehntausende Stellen in der Tech-Industrie und in anderen Exportbranchen. «Wir verdienen jeden zweiten Franken im Ausland. Deshalb ist das ein Angriff auf unser Land, der die ganze Bevölkerung betrifft», so Brupbacher. Das Parlament müsse nun zügig die Kurzarbeitsentschädigung auf 24 Monate verlängern. Zugleich warnt er davor, gegen die Aktualisierung des Freihandelsabkommens mit China das Referendum zu ergreifen. «Wir müssen aufhören, andere Staaten über die Handelspolitik erziehen zu wollen», sagt Brupbacher in der «NZZ am Sonntag». Weniger Handel mache China sicher nicht demokratischer. «Wer heute - in dieser Situation, wie wir sie jetzt mit den USA haben - gegen Freihandelsabkommen kämpft, muss sich einfach bewusst sein, dass das ein direkter und willentlicher Rückenschuss gegen die 330 000 Angestellten der Schweizer Tech-Industrie ist.» (NNZaS)
US-ZÖLLE III: US-Präsident Donald Trumps Ankündigung, Schweizer Güter mit einem 39-Prozent-Zoll belegen zu wollen, hat Schweizer Wirtschaftsführer erschüttert. «Ich bin schockiert über das Ergebnis der Verhandlungen. Wer verhandelt, muss immer auch die Risiken einkalkulieren. Stattdessen hat man bei uns einen falschen Optimismus verbreitet», sagt Breitling-Chef Georges Kern zur «NZZ am Sonntag». Er wirft der Schweizer Regierung vor, nicht verstanden zu haben, worum es Präsident Donald Trump wirklich gehe: um die Gesundheitskosten. Er stehe unter massivem Druck, diese zu senken. Kern hat die Hoffnung auf einen besseren Deal in letzter Minute noch nicht aufgegeben. Doch nun müsse der Bundesrat das Gespräch mit der Pharmaindustrie suchen, um faire Preise in den USA zu gewährleisten. «Die Margen für die Medikamente sind enorm. Die USA sind für Roche und Novartis ein Eldorado», sagt Kern gemäss der «NZZ am Sonntag». Trump wolle die im Vergleich zu Europa teilweise dreimal so teuren Medikamente nicht mehr bezahlen. «Genauso wenig wie die 20-Millionen-Gehälter einiger Pharma-CEO.» Für Kern sind die Verantwortlichen ausgemacht: «Die Schweiz ist in Geiselhaft der Pharmaindustrie. Das betrifft alle exportorientierten Branchen ausser einer: Zynischerweise ist die Pharma, welcher wir die Situation zu verdanken haben, von den hohen Zöllen vorerst ausgenommen.» (NZZaS)
US-ZÖLLE IV: Laut der «SonntagsZeitung» ist Bern bereit, das Goldschmelzen zu opfern, wenn es dadurch einfacher wird, mit den USA zu einem Deal zu kommen. Der Goldhandel sei für einen grossen Teil des Handelsbilanz-Defizits verantwortlich, bringe der Schweiz aber eigentlich nicht viel, schrieb die Zeitung. Hierzulande werde Gold nur umgegossen, damit es in das Unzen-basierte Gewichtssystem der USA passe. Der Goldhandel mit den USA breche derzeit alle Rekorde. Grund seien gerade die US-Importzölle. Grossinverstoren würden sich vor Einfuhrzöllen und fürchten und das Edelmetall deshalb ins Land holen. Auch «blick.ch» erwähnte Gold als möglichen Verhandlungshebel. (SonntagsZeitung S.5)
US-ZÖLLE V: Zwar ist die nächste reguläre Bundesratssitzung erst auf den 13. August angesetzt. Doch mehreren Quellen zufolge soll der Bundesrat am Montagnachmittag zu einer ausserordentlichen Videokonferenz zusammengeschaltet werden. Man könne sich fragen, warum der Bundesrat nicht schon am Wochenende ein Krisentreffen einberief, schreibt der TagesAnzeiger. Denn die Schweiz hat nur noch bis zum 7. August Gelegenheit, US-Präsident Donald Trump irgendwie dazu zu bringen, die Zölle auf Schweizer Produkte doch nicht auf 39 Prozent anzuheben. Gelingt das nicht, wird die Zollmauer an diesem Tag hochgezogen. Viele Schweizer Firmen dürften dann ihre Produkte wohl nicht mehr in die USA exportieren können. (TagesAnzeiger online)
UBS I: Mutmassliche Nazi-Konten bei der CS werden zum Problem für die UBS. Die UBS sieht sich erneut mit Vorwürfen über mutmassliche Nazi-Konten konfrontiert. Ronald Lauder, Präsident des World Jewish Congress, fordert Transparenz über vergessene NS-Konten der Credit Suisse, die mittlerweile von der UBS übernommen worden ist. Lauders Offensive basiert auf einer Liste des Simon-Wiesenthal-Zentrums, auf der die Namen von 12'000 mutmasslichen Nazi-Flüchtlingen stehen, die sich nach Argentinien absetzten und von denen zahlreiche ein Konto bei der Schweizer Bank unterhalten haben sollen. Auch der US-Senat untersucht mögliche NS-Konten bei der CS. Ein Abschlussbericht wird bis Ende Jahr erwartet. Dieser Prozess wird zwar von der UBS nicht aktiv behindert, aber auch nicht vollständig unterstützt: Die Archive der CS werden für die Untersuchungen geöffnet, die der UBS bleiben unter Verschluss. Eigentlich dachte man bei der UBS - wie bei anderen Schweizer Banken -, dass dieses Kapitel mit dem Vergleich von 1998 über die nachrichtenlosen Vermögen abgeschlossen sei. Sie haben allerdings nicht mit dem Milliardär Ronald Lauder gerechnet, der schon damals eine treibende Kraft bei der Aufarbeitung der Geschichte war. (SonntagsZeitung S. 31)
UBS II: Bei der Ermotti-Nachfolge liegt Iqbal Kahn vorne. Ausgerechnet in ihrem wichtigsten Markt, den Vereinigten Staaten, kommt die UBS nicht vom Fleck. Besser läuft es der Grossbank dagegen in Asien. Wie sich die UBS in ihren beiden Schlüsselmärkten schlägt, ist auch für das Rennen um die Nachfolge von Sergio Ermotti wichtig. Als aussichtsreiche Kandidaten für den Spitzenjob gelten Iqbal Khan und Rob Karofsky. Für Asien-Chef Khan läuft es derzeit deutlich besser als für Karofsky; seine Sparte ist profitabler als das von Karofsky verantwortete USA-Geschäft. Doch auch gegenüber Khan gibt es Vorbehalte. Kritiker werfen ihm allzu aggressive Produktverkäufe vor und verweisen auf seine Vergangenheit im Management der Credit Suisse. (NZZaS)
UBS III: Immer mehr Banker beim RAV. Rund zwei Jahre nach der Fusion von UBS und CS und dem darauffolgenden Stellenabbau zeigt sich dies auch beim Arbeitsamt. Besonders ältere Mitarbeitende mit hohen Löhnen landen beim Arbeitsamt. Ein RAV-Mitarbeiter in Meilen meint auf Anfrage des «Blick», das sei nicht verwunderlich, wenn man sehe, was derzeit bei den Banken abgehe. Mehr will er nicht sagen und verweist auf die Chefs in Zürich. Dass bei der UBS immer mehr Stellen verschwinden, sei auch im jüngsten Quartalsbericht nachzulesen. Per Ende Juni 2025 beschäftigte die Grossbank weltweit 105'132 Vollzeitmitarbeitende. Vor einem Jahr waren es noch 109'991.
(Blick online)
UKRAINE/SCHWEIZ: Wirtschaftsverbände sollen nach Worten der «NZZ am Sonntag» bei der Ukraine-Hilfe der Schweiz eine «zentrale» und «höchst umstrittene» Rolle spielen. Das zeigte ein vertrauliches Dokument aus dem Staatssekretariat für Wirtschaft, wie die Zeitung schrieb. Der Bund gewähre Kiew Finanzhilfen «zum Erwerb von Gütern und Dienstleistungen von Schweizer Unternehmen für Wiederaufbauprojekte», zitierte die Zeitung aus dem Dokument. Nach dem Willen des Bundes würden die Verbände definieren, was die Schweiz liefern könne. Wirtschaftsverbände könnten die von der Ukraine benötigten Produkte und Dienstleistungen «bestmöglich identifizieren», hiess es vom Wirtschaftsdepartement. Die Kritik aus der Politik, von bürgerlicher Seite und vor allem von links, sei harsch ausgefallen. (NZZaS)
BUNDESANWALTSCHAFT/SICPA: Die Bundesanwaltschaft (BA) soll die Verurteilung des Schweizer Unternehmens Sicpa beschönigt haben. Mit der Verurteilung stellte die BA auf Wunsch von Sicpa ein zusätzliches Schreiben aus, das nach Angaben der Zeitung die Verurteilung herunterzuspielen scheint. Sicpa, ein Anbieter von Sicherheitstechnologie, habe den Brief auf seiner Webseite veröffentlicht. Katia Villard, Rechtsprofessorin an der Universität Genf, habe ihn als «problematisch» bezeichnet. Die BA und Sicpa wiesen die Vorwürfe laut der Zeitung zurück. 2023 sei die Firma in Zusammenhang mit Bestechung ausländischer Amtsträger durch einen ihrer Manager verurteilt worden, weil das Unternehmen nicht alle notwendigen Massnahmen ergriffen habe, um dies zu verhindern. (NZZaS)
GESUNDHEITSKOSTEN: Die Spitex-Organisation Pflegewegweiser weibelt laut «SonntagsBlick» zurzeit an allen Fronten gegen Einschränkungen im lukrativen Geschäftsmodell der Angehörigenpflege. Ein Beispiel der Lobbyarbeit, die «SonntagsBlick» untersucht hat, sei eine Studie, die in Zusammenarbeit mit der Universität Basel geplant gewesen wäre. Es gebe zwei unterschiedliche Erzählungen, weshalb es nicht zur Studie gekommen sei. Laut der Universität lägen «zu wenige Daten» vor, um «relevante Aussagen» zu machen. Nach Darstellung der Spitex-Organisation habe die Universität befürchtet, dass die Studie wegen den klaren politischen Interessen von Pflegewegweiser negativ auf sie hätte abfärben können. (SonntagsBlick)
pre/
(AWP)