Kurz nach Handelsbeginn gehörte die RWE-Aktie mit 4 Prozent Plus im Dax zu den grössten Gewinnern. Sie erreichte dabei das höchste Niveau seit 2011 und das Plus seit dem Jahreswechsel erhöhte sich auf über 50 Prozent.

Jefferies-Experte Ahmed Farman sah den Verkauf des Rechenzentrums als «thematischen Rückenwind» für RWE. Das Trendthema Künstliche Intelligenz sorgt bei Anlegern seit geraumer Zeit für leuchtende Augen. Selbst bereinigt um diesen Einmaleffekt sei der operative Gewinn in den ersten neun Monaten aber überraschend stark gewesen, merkte Javier Garrido von JPMorgan an.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 13 Prozent auf knapp 3,5 Milliarden Euro, wie RWE am Mittwoch in Essen mitteilte. Analysten hatten mit einem schwächeren Abschneiden gerechnet.

Dabei belastete ein geringeres Windaufkommen ebenso wie die Normalisierung beim Terminverkauf von Strom nach den Preiskapriolen der Vergangenheit. Auch das Geschäft mit dem Energiehandel blieb erwartungsgemäss hinter dem Vorjahreswert zurück, schnitt aber besser ab, als Analysten geschätzt hatten.

Der Rechenzentrumsverkauf in Grossbritannien an einen Anbieter von Cloud-Computing-Diensten schlug sich derweil als positiver Einmaleffekt in Höhe von 225 Millionen Euro nieder. Die Zahlung für das Projekt am ehemaligen britischen Kohlekraftwerksstandort erfolgt RWE zufolge zwar erst im Oktober, wird aber bereits im vorliegenden Bericht zum Abschluss des dritten Quartals berücksichtigt.

«Mit den Ergebnissen der ersten neun Monate sind wir zufrieden», sagte Finanzchef Müller laut Mitteilung. Das Portfolio sei robust aufgestellt und wachse werthaltig. «Der Boom der Künstlichen Intelligenz treibt weltweit die Stromnachfrage und damit die Nachfrage nach Erneuerbaren Energien. Das sind gute Aussichten für unser Geschäft.»

Der Verkauf des Rechenzentrumsprojekts sei interessant, merkte RBC-Analyst Alexander Wheeler an, da RWE über weitere alte Standorte in Grossbritannien, Deutschland und den Niederlanden verfügt, die in Zukunft zusätzliche Möglichkeiten zur Wertschöpfung bieten könnten. RWE habe die Entwicklung des Standorts mit allen erforderlichen Genehmigungen vorangetrieben und er gehe davon aus, dass die Essener aktiv an weiteren Projekten arbeiten, die nicht in der langfristigen Prognose enthalten sind./lew/men/mis

(AWP)