Eine Millionen Autos bis 2031

Ampere beschäftigt mehr als 11'000 Mitarbeiter, davon ein Drittel Ingenieure. Produziert wird in drei bestehenden Fabriken in Nordfrankreich - in Douai, Maubeuge und Ruitz, von Renault "ElectriCity" getauft. Die Produktionskapazität von anfänglich 400.000 Fahrzeugen soll bis 2031 auf eine Million wachsen, als Absatzziel nennt der Autobauer für 2025 rund 300.000 und für 2031 eine Million Pkw. Batterien liefern sollen der chinesisch-japanische Hersteller AESC Envision und das französische Start-up Verkor, die Gigafabriken in der Nähe der Ampere-Werke betreiben.

Im vergangenen Jahr verkaufte die Marke Renault weniger als 50'000 E-Autos der Modelle Megane und Kangoo. Ampere plant, bis 2030 sieben Elektroauto-Modelle anzubieten, darunter den bereits existierenden Megane E-Tech und eine neu aufgelegte Version des früheren R5. Als elektrischer Nachkomme des Twingo ist ein Kleinwagen namens "Legend" zu einem Preis unter 20.000 Euro geplant.

Kosten runter, Umsatz rauf

Wie die noch hohen Produktionskosten von E-Autos gesenkt werden, ist die Gretchenfrage auch für Ampere. Bis 2027 sollen die Kosten um 40 Prozent schrumpfen, indem weniger Modelle angeboten und effizienter entwickelt und produziert werden. Jedes Auto soll nach weniger als zehn Stunden Produktionszeit vom Band rollen. Ampere will den Umsatz bis 2030 jährlich um 30 Prozent steigern - verglichen mit knapp acht Prozent Wachstum, die Renault im letzten Quartal verzeichnete. Der Umsatz würde damit von rund 2,8 Milliarden Euro in diesem Jahr auf über zehn Milliarden 2025 und über 25 Milliarden 2031 steigen. Betriebsergebnis und Cashflow sollen erstmals 2025 positiv sein. Bis 2030 wird eine zweistellige Rendite in Aussicht gestellt.

Börsengang im schwierigem Umfeld

Ursprünglich war eine Börsennotierung von Ampere für dieses Jahr anvisiert, jetzt soll der Schritt aufs Parkett im ersten Halbjahr 2024 gewagt werden - abhängig von der Marktlage. Ziel ist es, eine hohe Bewertung des Unternehmens herauszuholen, indem Anleger durch besseren Einblick in das reine E-Autogeschäft das Wachstumspotenzial würdigen. Renault-Chef Luca de Meo schwebt eine Bewertung von acht bis zehn Milliarden Euro vor - ebensoviel wie Renault bisher. Analysten halten das für zu hoch gegriffen: UBS schätzte den Wert auf drei bis vier Milliarden Euro, Barclays kalkulierte fünf Milliarden Euro, Jefferies errechnete fünf bis sieben Milliarden Euro.

An die Börse kommen sollen nur rund 20 Prozent. Die Renault-Partner Nissan und Mitsubishi aus Japan wollen bis zu 800 Millionen Euro investieren und könnten dafür rund zehn Prozent der Aktien erhalten. Auch Qualcomm will sich beteiligen. Die übrigen 60 bis 70 Prozent verbleiben bei Renault. Analysten warnten, die Aktien des Mutterkonzerns könnten unter der Börsennotierung der Tochter leiden. Beispiel ist Volkswagen: Mit dem Teilbörsengang der Tochter Porsche ging der Titel auf Talfahrt. Und wenn Renault Geld benötige, könne der Autobauer seinen 28-prozentigen Anteil an Nissan verkaufen. "Was vor drei Jahren wie eine gute Idee aussah, könnte für Ihre bestehenden Aktionäre nicht die beste Lösung sein", schrieben die Branchenkenner von Bernstein Research in einem offenen Brief ans Renault-Management.

(Reuters)