Anzeichen dafür, dass die Rezession in der Eurozone schwächer ausfallen wird als zunächst befürchtet, bestärken die Befürworter weiterer Zinserhöhungen zur Bekämpfung der zweistelligen Inflation.

Umfragen zur Geschäftstätigkeit in der Eurozone zeichneten am Freitag ein optimistischeres Bild, als von Analysten erwartet worden war. Die Einkaufsmanagerindizes deuten darauf hin, "dass der Abschwung milder ausfallen wird als noch vor einigen Monaten angenommen", so Chris Williamson vom Analysehaus S&P Global Market Intelligence, das die Daten erstellt.

«Kurzlebig und milde»

Die besseren Aussichten bestärken die Falken, die derzeit in der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank das Sagen haben. Obwohl sich das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamte, betonte Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag, dass es noch einiges zu tun gebe, und beschrieb den Konjunkturabschwung als "kurzlebig und milde".

"Die Leitzinsen müssen deutlich und stetig steigen, um mittelfristig eine rechtzeitige Rückkehr zum 2%-Ziel zu gewährleisten", erklärte der finnische Notenbankchef Olli Rehn am Freitag. Das bedeute wahrscheinlich Anhebungen um einen halben Prozentpunkt bei den nächsten beiden Treffen im Februar und März. "Wir werden alles tun, was nötig ist, um die Inflation auf dem angestrebten Niveau zu stabilisieren", so Rehn.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel war ebenfalls deutlich: "Wir dürfen in unseren geldpolitischen Bemühungen nicht nachlassen." Auch der österreichische Gouverneur Robert Holzmann war gewohnt falkenhaft.

"Es besteht die feste Absicht, weit in den Bereich der restriktiven Politik vorzustossen, wenn es notwendig ist", sagte Holzmann. Im EZB-Rat seien alle der Meinung gewesen, "dass wir entsprechende energische Schritte setzen sollen". Einigkeit habe auch in Bezug darauf bestanden, dass es dazu einige Zeit beziehungsweise einige Schritte brauche.

«Im Kampf gegen die Inflation kein Zögern geben»

Selbst der eher zurückhaltende portugiesische Notenbankchef Mario Centeno sagte, es dürfe "im Kampf gegen die Inflation kein Zögern geben".

Die Märkte reagierten schnell auf Lagardes aggressiven Ton am Donnerstag und wetten nun auf ein höheres Maximalniveau der Zinsen im Zyklus. Derzeit ist eingepreist, dass dieses im September erreicht und bei 3,35 Prozent liegen wird. Am Donnerstag hatten die Währungshüter die Zinsen auf zwei Prozent angehoben. Nach den Äusserungen von Lagarde beeilten sich auch die Analysten, ihre Prognosen für den Zinspfad und dessen Endpunkt zu erhöhen. Einer sieht ihn sogar bei vier Prozent.

Das weniger düstere wirtschaftliche Umfeld wird solche Prognosen nur ermutigen, zumal es in Deutschland in letzter Zeit eine Reihe besserer Konjunktursignale gab.

Angesichts des warmen Herbstes und voller Erdgasspeichern hat die Zuversicht der Investoren zur deutschen Wirtschaft den höchsten Stand seit der Russlands Einmarsch in der Ukraine erreicht. Ein Wirtschaftsforschungsinstitut hat seine Prognose nach einem Produktionrückgang im nächsten Jahr zurückgenommen.

Estlands Notenbankchef Madis Müller hob hervor, wie solche Entwicklungen die Geldpolitik lenken.

"Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die erwartete Verlangsamung des Wirtschaftswachstums allein den Preisanstieg ausreichend bremsen wird", sagte er am Freitag in Tallinn. "Wir werden die Zinsen in Zukunft weiter anheben müssen, wahrscheinlich höher als die Finanzmärkte bisher erwartet haben."

(Bloomberg)