Die Pharmabranche sieht sich alleine in den USA mit verschiedenen Belastungsfaktoren konfrontiert. Neben der Zollpolitik der US-Regierung, die auch für Medikamente hohe Zölle nicht ausschliesst, will US-Präsident Donald Trump die Branche zwingen, die Preise zu senken.

Für Roche-CEO Thomas Schinecker gäbe es eine einfache Lösung für das US-Preisproblem, wie er am Donnerstag während einer Medienkonferenz zu den Halbjahreszahlen sagte: «Wenn man die Zwischenhändler in den USA abschaffte, führte dies sofort zu deutlich tieferen Preisen.»

Für den Roche-Chef stellen diese Zwischenhändler einen ernst zu nehmenden Belastungsfaktor in den USA dar. Stattdessen müssten die Mittel dann eben direkt vermarktet werden.

Mit Blick auf die angedrohten Zölle wiederum habe Roche Vorkehrungen getroffen und etwa die Bestände in den USA zuletzt deutlich erhöht. «Aber auch unsere Investitionen in die US-Produktionsstätten in den vergangenen Jahren sowie die noch geplanten sollten sich auszahlen.» Roche produziere bereits heute deutlich mehr als früher in den USA und habe noch Luft nach oben.

Wachstum trotz Unsicherheiten

Trotz dieser Unsicherheitsfaktoren hat Roche in den ersten sechs Monaten sein Wachstum fortgesetzt. So stieg der Gruppenumsatz um 4 Prozent auf knapp 31 Milliarden Franken an. Zu konstanten Wechselkursen lag das Plus bei 7 Prozent.

Von den beiden Sparten steuerte der grössere Pharmabereich in den ersten sechs Monaten knapp 24 Milliarden Franken zum Umsatz bei. Das sind 6 Prozent mehr als Vorjahr.

Mit seinen Diagnostika setzte Roche annähernd 7 Milliarden um (-3 Prozent). Der Konzern hatte bereits im Vorfeld angekündigt, wegen der mengenorientierten Beschaffung in China mit einem Umsatzrückgang in dieser Sparte zu rechnen. Im weiteren Jahresverlauf sollte sich dieser negative Effekt immer weiter abschwächen, stellte CEO Schinecker in Aussicht.

Unter dem Strich blieb ein Konzerngewinn nach IFRS von 7,8 Milliarden Franken übrig, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Der operative Kerngewinn, auf den Analysten vornehmlich schauen, stieg um 6 Prozent auf 12 Milliarden. Roche begründet den Anstieg unter anderem mit höheren Verkäufen und einem effizienten Kostenmanagement.

Höherer Ausblick nicht ausgeschlossen

Für den weiteren Geschäftsverlauf gibt sich die Konzernführung - zunächst - zuversichtlich, die eigenen Ziele zu erreichen. Eine Erhöhung ist für Konzern-Chef Schinecker aber nicht ausgeschlossen. «Wir müssen schauen, wie sich die nächsten Monate entwickeln, aber es ist klar, dass wir momentan weit über unserer Guidance liegen», sagte er am Rande der Medienkonferenz im Gespräch mit AWP.

Damit strebt Roche zu konstanten Wechselkursen weiter einen Anstieg der Umsätze im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Der Kerngewinn je Titel soll im hohen einstelligen Prozentbereich liegen. Ausserdem ist die Gruppe weiter bestrebt, die Dividende in Schweizer Franken zu erhöhen.

Nachdem die Genusscheine zunächst bis auf ein Tageshoch von 268,80 Franken kletterten, notieren sie aktuell immern noch um 0,5 Prozent höher bei 262,60 Franken. Der SMI gibt zeitgleich um 0,4 Prozent nach.

hr/mk

(AWP)