«Das ist viel, das ist klar der rote Bereich», sagte Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung beim IWH. Während die hohen Insolvenzzahlen der vergangenen Jahre vor allem auf Nachholeffekte der Pandemie zurückzuführen gewesen seien, lasse sich das anhaltend hohe Niveau inzwischen mit der schwachen wirtschaftlichen Lage und den starken Kostensteigerungen erklären. Der Anstieg der Insolvenzen in diesem Jahr sei breit über alle Branchen hinweg gewesen, betonte Müller.
Wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Montag mitteilte, werden Hochrechnungen zufolge bis Ende des Jahres 23.900 Unternehmen Insolvenz angemeldet haben. Das wären über acht Prozent mehr als im Vorjahr.
Strukturelle Krise vor allem im Süden
Besonders stark sind die Zuwächse laut IWH im Hotel- und Gastgewerbe gewesen, ebenso wie im Baubereich und bei Projektentwicklern. Regional ist nach Angaben des IWH vor allem der Süden mit Baden-Württemberg und Bayern betroffen. «Der Süden ist stark im Maschinenbau und in der Automobilzulieferung, das ist eine strukturelle Krise, die sich im Insolvenzgeschehen zeigt», sagte Müller. «Neu ist, dass der Osten in diesem Jahr deutlich aufgeholt hat - von einem niedrigen Niveau aus, aber mit Zuwächsen von 25 bis 30 Prozent.»
Neben der insgesamt gestiegenen Zahl der Insolvenzen bei Personen- und Kapitalgesellschaften sei auch die Zahl der betroffenen Jobs deutlich gestiegen. Für das laufende Jahr rechnet das IWH mit rund 170.000 betroffenen Stellen. Vor der Corona-Pandemie seien es nicht einmal 100.000 Jobs gewesen./sus/DP/mis
(AWP)