Die Sicherheit Europas sei über die Ukraine hinaus bedroht, sagte Pfister in dem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der «SonntagsZeitung».

Er bezeichnete das Eindringen in den polnischen Luftraum als eine «Verletzung der territorialen Integrität eines europäischen Staates». Die Reaktionen der europäischen Staaten zeigten, dass sie die Bedrohung sehr ernst nähmen, sagte Pfister. Denn mit solchen Aktionen steige das Risiko einer Eskalation.

Gleiches Szenario unwahrscheinlich

Ein gleiches Szenario für die Schweiz ist nach Angaben des Bundesrats - schon wegen der geografischen Lage - nicht sehr wahrscheinlich. Sollte es dennoch dazu kommen, wäre die Schweizer Luftverteidigung Stand heute laut ihm nicht dazu im Stande, solche Drohnen abzuwehren.

Man habe zwar Luftabwehrsysteme, um Drohnen aus kurzer Distanz abzuschiessen, sagte Pfister. Die Schweiz wartete aber auf die Auslieferung von Systemen mit mittlerer und längeren Reichweite. «Insbesondere beim Patriot-System gibt es bekanntlich Verzögerungen», sagte der Mitte-Bundesrat. Das US-Verteidigungsdepartement priorisiert aufgrund der Unterstützung der Ukraine die Auslieferung der Patriot-Systeme neu, wodurch die Schweiz erst spätere Produktionen erhalten soll.

Kooperation mit umliegenden Ländern

Für die Schweiz weise der Nachrichtendienst des Bundes schon länger darauf hin, dass sich die Bedrohungslage weiter verschärfe, erinnerte der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS). «Es besteht das Risiko, dass die Sicherheit in der Schweiz in den nächsten fünf Jahren viel stärker bedroht wird, als wir uns das heute vorstellen.»

Auch hinsichtlich Drohnen verwies Pfister auf eine engere Zusammenarbeit mit den Nachbarländern. Drohnen könnten wirksamer bekämpft werden, wenn sie früh und weit vor der Landesgrenze entdeckt würden, sagte der VBS-Chef. Eine Kooperation solle möglichst weit gehen, jedoch nur so weit, dass die Schweiz noch selbstständig über den Einsatz ihrer Mittel entscheiden könne.

Bei einem russischen Luftangriff auf die Ukraine in der Nacht auf Mittwoch war auch eine grosse Zahl an Drohnen in den Luftraum Polens und damit der Nato geflogen. Die polnische Luftwaffe und andere Nato-Verbündete schossen erstmals einige russische Drohnen ab. Seitdem erhält Polen verstärkte Unterstützung von Nato-Verbündeten. Die Schweiz ist kein Mitglied der Nato.

(AWP)