Bei der Anklage gegen den Vorstandsvorsitzenden des Speicherchip-Marktführers Samsung Electronics ging es um die Hintergründe des Zusammenschlusses des Bauunternehmens Samsung C&T mit der Konzerntochter Cheil Industries im Jahr 2015. Kritiker sahen in der Fusion vor allem eine Stärkung der Samsung-Gründerfamilie. Lee ist der Enkel des Firmengründers Lee Byung Chull. Samsung Electronics, das mit Apple um die Marktführerschaft bei Smartphones kämpft, ist das Flaggschiff des Mischkonzerns.

Dem Gericht zufolge hatte die damalige Fusion nicht allein den Zweck, Lees Nachfolge an der Konzernspitze zu sichern oder seine Kontrolle zu stärken. Es habe keine Beweise dafür gegeben, dass den Aktionären Schaden zugefügt worden seien, hiess es. Lee wurde den Berichten zufolge zudem vom Vorwurf der Bilanzfälschung beim Biotechnik-Spezialisten Samsung Biologics, einer Cheil-Tochter, freigesprochen.

Die Staatsanwaltschaft hatte Lee wegen Aktienkursmanipulation, Untreue, Verstosses gegen Rechnungsprüfungsvorschriften und anderer Delikte angeklagt. Die Ermittler verdächtigten das Management, die damalige Fusion mit illegalen Mitteln eingefädelt zu haben, um Lee die Kontrolle bei Samsung zu sichern. Lee bestritt die Vorwürfe. Ausser ihm wurden jetzt der frühere Chef des inzwischen aufgelösten Samsung-Strategiebüros, Choi Gee Sung, sowie zwölf weitere Angeklagte in dem Prozess freigesprochen.

Lee war in den vergangenen Jahren mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Verwickelt war er etwa in eine schwere Korruptionsaffäre um die frühere Staatspräsidentin Park Geun Hye, die im März 2017 aus dem höchsten Staatsamt entfernt worden war. Anfang 2021 wurde Lee erneut zu einer Haftstrafe wegen Korruption verurteilt. Einige Monate später wurde er unter Bewährungsauflagen vorzeitig aus der Haft entlassen, ehe er zudem in den Genuss einer Sonderbegnadigung durch Präsident Yoon Suk Yeol kam./dg/DP/men

(AWP)