«Wir wollen der Plastikverschmutzung ein Ende setzen. Wir wollen die menschliche Gesundheit und die Umwelt schützen. Und wir wollen das jetzt tun», sagte die Vorsteherin des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), Katrin Schneeberger, am Dienstag zu Beginn der zehntägigen Verhandlungen in Genf vor den Medien.

Sie forderte nach dreijährigen Verhandlungen ein «starkes Signal für den Multilateralismus». Angesichts eines globalen Problems brauche es globale Lösungen.

Die Exekutivdirektorin des Umweltprogramms der Uno (Unep), Inger Andersen, schloss sich dem an, räumte aber ein, dass noch viel Arbeit zu erledigen sei. Sie appellierte ebenfalls an die Verantwortung der Staaten.

Vorsichtiger Optimismus

Der Schweizer Delegationsleiter, Felix Wertli vom Bafu, zeigte sich vorsichtig optimistisch. Es brauche «ein klares Signal, dass wir nicht mehr mit einer exponentiellen Produktion weitermachen wollen.»

Es gebe Kompromissvorschläge. Dies sei zwar eine gute Basis für die Verhandlungen, sagte Wertli dem Schweizer Radio SRF. «Es wird nicht einfach sein, aber es ist machbar.» Es gehe der Schweiz um «ein Abkommen, das den ganzen Lebenszyklus abdeckt und nationale Massnahmen und globale Massnahmen beinhaltet. Es soll uns helfen, die Abfallproduktion signifikant zu reduzieren.»

Der Vorsitzende der Verhandlungen, der ecuadorianische Botschafter Luis Vayas Valdivieso, zeigte sich ebenfalls optimistisch. «Zum ersten Mal ist ein rechtsverbindliches Instrument zur Beendigung der Verschmutzung durch Plastik in Reichweite.»

Ölländer müssen überzeugt werden

Die wenigen Ölländer, die den Prozess vor einigen Monaten in Südkorea blockiert haben, müssen jedoch davon überzeugt werden, ein Abkommen über den gesamten «Plastikkreislauf» von der Produktion bis zur Abfallentsorgung zu akzeptieren. Die Verweigerer, insbesondere Russland, werfen ihrerseits den ehrgeizigsten Staaten vor, ihnen die Last aufbürden zu wollen. Zu diesen Staaten gehört auch die Schweiz.

In den letzten Monaten haben sich die Positionen angenähert. Dieses würde als historisch gelten. Nun wird jedoch keine zahlenmässige Begrenzung der Kunststoffproduktion auferlegt - dies könnte die Nichtregierungsorganisationen verärgern.

China als grösster und die Vereinigten Staaten als zweitgrösster Plastikproduzent wünschen sich ein Abkommen, auch wenn es wirtschaftliche Folgen hat. Allerdings könnte die Haltung der USA unter der Regierung von Donald Trump unbeständig sein.

Rösti in Genf erwartet

Das Ziel der ehrgeizigen Staaten ist es vor allem, eine starke Vermehrung dieser Materialien zu verhindern anstatt ein Verbot zu erreichen. Ein solches wäre unrealistisch, wie mehrere Akteure einräumen. Eine weitere Meinungsverschiedenheit ist der Finanzierungsmechanismus, der den Entwicklungsländern bei der Umsetzung eines Abkommens helfen soll.

Greenpeace Schweiz fordert einen deutlichen Rückgang des Plastikverbrauchs, da Plastik in Ökosysteme und Menschen gelangt: «Um das Klima, die Biodiversität und die Gesundheit der Menschen zu schützen, wäre eine Reduzierung um mindestens drei Viertel notwendig», sagte Joëlle Hérin, Leiterin von Greenpeace Schweiz, Keystone-SDA.

In den letzten Tagen der Gespräche, am 13. und 14. August, werden Bundesrat Albert Rösti und mehr als 70 seiner Amtskollegen die Gespräche auf Ministerebene führen.

Das Treffen in Genf gilt als letzte Chance. Greenpeace Schweiz wünscht sich jedoch eine Verlängerung, falls die verbleibenden Differenzen nach den zehntägigen Verhandlungen nur noch klein sind. Andernfalls könnte sich auch eine Koalition aus mehreren Staaten dazu entschliessen, ein eigenes Abkommen ausserhalb des Uno-Rahmens zu lancieren. Dies würde jedoch die Reichweite des Abkommens erheblich beeinträchtigen.

In fast 25 Jahren hat sich der Plastikverbrauch weltweit mehr als verdoppelt. Er lag nach Schätzungen für 2024 bei insgesamt 500 Millionen Tonnen, von denen fast 400 Millionen als Abfall enden. Wenn sich die Situation nicht stabilisiert, wird er sich bis 2060 noch einmal verdreifachen und auf über 1,2 Milliarden Tonnen steigen.

(AWP)