«Verdichten heisst nicht, dass wir werden sollen wie Manhattan oder Frankfurt», sagte Michael Hermann vom Forschungsinstitut Sotomo am Mittwoch vor den Medien. Es gebe bereits heute Regionen in der Schweiz, die dicht bewohnt und gleichzeitig keine Betonwüsten seien. Als Beispiel nannte er das Gundeli-Quartier in Basel.
Mit guter Innenentwicklung sei es durchaus möglich, Wohnraum für zusätzliche zwei Millionen Menschen zu schaffen. Das Wachstum solle sich dabei vor allem auf die Agglomeration und kleinere Städte konzentrieren, wo der öffentliche Verkehr bereits ausgebaut sei. Ländliche Regionen sollen nicht zugepflastert werden sagte Hermann.
Schwerzenbach, Opfikon, Killwangen
«Wir müssen nur 30 Prozent des heutigen Siedlungsgebiets verändern», erklärte der Sotomo-Geschäftsführer. Die restlichen 70 Prozent könnten unangetastet bleiben. Bei 22 Prozent der Entwicklungszonen genügt gemäss der Studie eine «moderate Verdichtung». Nur bei 8 Prozent brauche es eine «substantielle Entwicklung» nach innen.
Sotomo ermittelte zudem jene Gemeinden, in denen noch besonders viel Wohnraum bei hoher Qualität möglich wäre. Auf Platz 1 ist Schwerzenbach ZH. «Schwerzenbach ist unglaublich zentral, aber noch nicht entsprechend entwickelt», sagte Hermann. Hinter Schwerzenbach folgen Opfikon bei Zürich, Killwangen AG und die Agglomeration Genf mit Vernier, Pregny-Chambésy und Meyrin.
«Realität hält sich nicht an die Verfassung»
Hermann betonte, dass dichter Raum auch lebendig und grün sein könne. Ihm ist aber auch klar, dass sich «einige Gemeindeversammlungen gegen solche Pläne wehren werden».
Die Schweiz werde aber weiter wachsen, egal, ob die 10-Millionen-Initiative angenommen werde oder nicht. «Die Realität wird sich vielleicht nicht an unsere Verfassung halten.»
In Auftrag gegeben wurde die Studie inklusive der «Rangliste» von «Urbanistica», einer Vereinigung für guten Städtebau. Darin vertreten ist unter anderem Balz Halter, der als Bauunternehmer direkt von Verdichtungsprojekten profitiert.
«Verdichtung ist nicht per se schlecht», sagte er. Wenn man es richtig mache, könne man durchaus Qualität schaffen. Dafür brauche es aber wieder einen Gestaltungswillen. «Gemeinderäte und Stadträte sind jetzt gefordert, die Probleme zu lösen.» Aktuell werde das drängende Problem der Wohnungsnot einfach ausgesessen.
(AWP)