Insgesamt legte die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 2,8 Prozent zu, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Ende August waren 132'105 Personen in den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos registriert. Das waren 2951 Personen oder 2,3 Prozent mehr als noch im Juli.
«Ich bin ziemlich überrascht über die Stabilität des Arbeitsmarkts in der Schweiz seit den Zollankündigungen von Donald Trump am 2. April», sagte der Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco, Jérôme Cosandey, in einer Medienkonferenz.
Mit 2,8 Prozent sei die Arbeitslosigkeit leicht über dem langjährigen Durchschnitt. «Sie steigt, aber es gibt keinen Anlass, von Krise zu sprechen», sagte Cosandey.
Von den rund 3000 zusätzlichen Arbeitslosen seien über 2100 Jugendliche oder junge Erwachsene im Alter von bis zu 24 Jahren. Im August gingen die Schuljahre und die Berufslehren zu Ende. «Deshalb gibt es viele Jugendliche, die ein paar Wochen oder ein paar Monate ohne Job sind», sagte Cosandey. «Das ist eine saisonale, sehr kurzfristige Zunahme der Arbeitslosigkeit.» Denn diese jungen Leute würden rasch eine Anstellung finden.
Keine Anzeichen für dramatischen Anstieg
«Es gibt keine Anzeichen für eine dramatische Zunahme», sagte Cosandey. Das zeige sich auch an der Kurzarbeit, die sogar weiter gesunken sei. «Ich hätte eher eine flache Kurve erwartet», erklärte der Seco-Experte.
Damit halte der Rückgang nun seit März an. Dies sei erstaunlich, sagte Cosandey. Eine Erklärung sei, dass viele Firmen vor Inkrafttreten der US-Zölle möglichst viel hergestellt hätten, um noch rechtzeitig in die USA exportieren zu können. «Die Firmen haben mit Vollgas produziert, um Strafzölle zu vermeiden.»
Zudem hätten sich einige Unternehmen in der Sommerferienzeit von der Kurzarbeit abgemeldet, um ihre Bezugsansprüche zu sparen. Ausserdem seien bis im Juli viele Firmen zuversichtlich gewesen, dass die Schweiz tiefere Zölle bekommen würde, weshalb sie keine Kurzarbeit angemeldet hätten.
Nur ein Viertel nennt US-Zölle als Grund
Im August haben 500 Unternehmen vom Seco eine Bewilligung für Kurzarbeit von 14'100 Angestellten erhalten. 72 Prozent dieser Firmen begründeten ihren Antrag auf Kurzarbeit mit konjunkturell bedingten Schwierigkeiten. Nur ein Viertel der Unternehmen nannte die neuen US-Zölle als Grund.
Nicht an allem seien die US-Zölle schuld. Denn die Eintrübung der Situation halte bereits seit 2023 an. «Der Effekt der US-Zölle fällt nach einem Monat immer noch bescheiden aus», sagte Cosandey.
Stand August sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt weniger kritisch als bei früheren Krisen. Besonders krass fällt der Vergleich mit der schlimmsten Krise, der Coronapandemie, aus. Da habe der Bundesrat den Lockdown verhängt. Alle Sektoren seien betroffen gewesen, so etwa Restaurants, Coiffeure, produzierende Betriebe oder der Detailhandel, weil Geschäfte geschlossen worden seien.
«Es war ein doppelter Schock: Man konnte nicht mehr produzieren und nicht mehr konsumieren», sagte Cosandey. Im April 2020 waren 1,34 Millionen Leute auf Kurzarbeit.
Wegen des US-Zollschocks rechnet das Seco für den August mit rund 15'000 Beschäftigten in Kurzarbeit. Zudem sei die Krise auf die Exportwirtschaft in Richtung USA beschränkt. Der Tourismus sei nicht betroffen. Ferner gebe es keinen Angebots- und keinen Nachfrageschock. Auch bestünde keine Gefahr für eine Finanzkrise.
Lage trübt sich ein
Dennoch trüben die US-Zölle die Aussichten ein. So rechnet das Seco zwar für das laufende Jahr weiterhin mit einer Arbeitslosenquote von 2,9 Prozent. Aber für das nächste Jahr sind die Ökonomen pessimistischer geworden und haben ihre Schätzungen in der vergangenen Woche hochgeschraubt: Im nächsten Jahr dürfte die Arbeitslosenquote dann auf 3,3 Prozent steigen, nachdem das Seco bislang 3,2 Prozent prognostiziert hatte.
«Wir erwarten eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Also erwarten wir einen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die Kurzarbeit wird ebenfalls leicht zunehmen», sagte Cosandey.
jb/cg
(AWP)