Ende Juni 2025 waren auf den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) 126'877 Personen als arbeitslos gemeldet. Verglichen mit dem Vormonat Mai waren es somit 1067 Personen oder 0,8 Prozent weniger, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Freitag mitteilte.
Gleichzeitig verharrte die Arbeitslosenquote bei 2,7 Prozent, was auch saisonale Gründe hat. Um saisonale Faktoren bereinigt wäre die Quote leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent angestiegen. In den wärmeren Monaten geht die Arbeitslosigkeit in der Regel zurück, das ist etwa im Bau oder der Gastrobranche zu sehen.
Auf den Monat Juni hin hat das Seco Anpassungen in den Berechnungsgrundlagen, primär bei der Zahl der erwerbsfähigen Personen, vorgenommen. Dies habe in der Revision der Daten der letzten Monate aber nur zu leichten Veränderungen in der Arbeitslosenquote geführt, erklärte der neue Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco Jérôme Cosandey.
Ruhe vor dem Sturm?
Auf die längere Frist sieht die Lage am Arbeitsmarkt auf den ersten Blick weniger gut aus. Seit Juni 2024 ist die Zahl der bei den RAV als arbeitslos registrierten Personen um gut ein Fünftel und die Arbeitslosenquote um 0,5 Prozentpunkte angestiegen. Die damalige Quote von 2,2 Prozent gilt jedoch als ein sehr tiefer Wert.
Das Seco spricht daher von einer Normalisierung am Arbeitsmarkt, nachdem die Arbeitslosenquote im Sommer 2023 noch unter 2 Prozent gelegen hatte. Und angesichts der aktuell grossen Unsicherheit in der Wirtschaft wegen der undurchsichtigen US-Handelspolitik oder den Kriegen im Nahen Osten und in der Ukraine wird ein weiterer Anstieg erwartet.
Cosandey verwies dazu auf die vom Seco jüngst publizierten Konjunkturprognosen. Darin rechnen die Bundesökonomen für 2025 mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt auf 2,9 Prozent nach 2,4 Prozent 2024. Und 2026 könnte sie gar auf 3,2 Prozent ansteigen.
Sollten die USA die Importzölle auf Schweizer Produkte wie Anfang April angedroht auf über 30 Prozent erhöhen, dann drohe gar ein Anstieg der Quote auf 3,0 Prozent in diesem Jahr und auf 3,5 Prozent 2026, sagte der Seco-Experte weiter.
Industrie kriselt
Vom unsicheren Marktumfeld sind besonders exportorientierte Firmen zumeist mit Bezug zur Industrie betroffen. Im Juni lag denn auch die Arbeitslosenquote im sekundären Sektor der Schweizer Volkswirtschaft mit 3,1 Prozent über jener aus dem tertiären Sektor der Dienstleistungen von 2,8 Prozent.
Ein ähnliches Bild zeigen laut Cosandey die Daten zur Kurzarbeit, die vom Seco jeweils mit einer Zeitverzögerung von drei Monaten publiziert werden. Im März wurde für 13'987 Personen Kurzarbeit abgerechnet, nach 9681 im März 2024. Stark davon betroffen seien Industriefirmen aus Westschweizer Kantonen gewesen, etwa solche aus der Uhrenindustrie, hiess es.
mk/hr
(AWP)