In der sogenannten Elefantenrunde tauschten sich am Donnerstag die Chefs der grossen Medienhäuser aus: NZZ-CEO Felix Graf, SRG-Generaldirektor Gilles Marchand, TX-Group-Präsident Pietro Supino, Ringier-CEO Marc Walder und CH-Media-CEO Michael Wanner.

Den Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz (KI) und die grossen Techplattformen wollen sie offen begegnen - in diesem Punkt waren sie sich einig. Es gebe zwar noch kein nachhaltiges Geschäftsmodell, sagte Felix Graf, «aber wir wollen nicht als Tech-Gegner herüberkommen, sondern wir müssen ein Geschäftsmodell finden und in Fairness mit den Plattformen zusammenarbeiten».

«Publikum soll Antworten bei uns finden»

In der alten Welt seien Teile von Texten verwendet worden, sagte Marc Walder. In der neuen Welt, die jetzt gerade beginne, würden ganze Inhalte wie Texte oder Videos übernommen und beispielsweise für Trainingszwecke für Künstliche Intelligenz eingesetzt. Auch Walder sagte: «Man darf kein Tech-Verhinderer sein.»

Wenn das Publikum einen Chat fragen wolle, um Antworten zu bekommen, dann müsse man dafür sorgen, «dass sie die Antworten bei uns bekommen und nicht irgendwo anders», sagte Walder. Ringier habe deshalb eine Kooperation mit Google lanciert. Diesen Weg sei etwa auch das «Wall Street Journal» gegangen, das eben erst einen Vertrag mit dem Software- und KI-Unternehmen Open AI abgeschlossen habe.

Kein Zugriff durch KI-Giganten

CH Media habe derzeit keine Kooperation dieser Art im Köcher, sagte Michael Wanner. Aber der Weg müsse immer irgendwo zwischen Kooperationen und Klagen im Ausland liegen.

Pietro Supino sieht derweil noch viel Potenzial in den eigenen Unternehmen: «Wir können mehr Mehrwert im Journalismus schaffen und mehr über Themen schreiben, welche das Publikum interessieren.» Darüber hinaus seien die Schweizer Verleger gefordert, ihre Inhalte nicht zugänglich zu machen: «Wir müssen unsere Inventare schützen vor dem Zugriff durch die KI-Giganten.» Hier sei auch die SRG gefordert.

Ermotti: Heutige UBS «too big to fail»

Am ersten Tag des zweitägigen Forums hatten unter anderem auch Verlegerpräsident Andrea Masüger, Gewerkschaftsbundpräsident Pierre-Yves Maillard, Israels Botschafterin in der Schweiz, Ifat Reshef, und UBS-Chef Sergio Ermotti einen Auftritt. Ermotti anerkannte, dass die UBS in ihrer heutigen Form «too big to fail» (deutsch: «Zu gross zum Scheitern») ist - dass die Bank aufgrund ihrer Grösse sowie ihrer Vernetzung mit dem Finanzsystem und der Volkswirtschaft vom Staat nicht fallen gelassen werden kann.

«Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst», sagte Ermotti. Und er stimme auch zu, dass einige Anpassungen an die regulatorischen Rahmenbedingungen nötig seien: «Sie müssen so ausgestaltet werden, dass kein Staat und kein Steuerzahler uns im Fall der Fälle retten müsste.»

In den Medien wurde zuletzt ein sich anbahnender Zwist zwischen Ermotti und Bundesrätin Karin Keller-Sutter thematisiert. Streitpunkt sind die Forderungen nach schärferen Eigenkapital-Anforderungen für die UBS. Gemäss Finanzministerin Keller-Sutter könnte es sein, dass die UBS zusätzliches Kapital in der Grössenordnung von 15 bis 25 Milliarden Franken aufbauen muss.

Auf die Frage nach dem Eigenkapital ging Ermotti nicht ein, versuchte aber, der Sache etwas den Wind aus den Segeln zu nehmen: «Wir sind mit 80 bis 90 Prozent der 22 Massnahmen einverstanden, die der Bundesrat in seinem 'TBTF-Bericht' vorgeschlagen hat», sagte er.

(AWP)