Der Verwaltungsrat und Sigrist hätten den Rücktritt einvernehmlich beschlossen, teilte SIG am Montag mit. An der diesjährigen Generalversammlung im April war der Verwaltungsrat neu zusammengesetzt worden. Unter anderem übernahm Ola Rollén das Präsidium. Seither habe das Gremium die Zeit genutzt, um die Strategie des Industriekonzerns zu überprüfen.
«Wir sind überzeugt, dass Potenzial vorhanden ist, das Wachstum zu beschleunigen und die Leistung zu verbessern», heisst es in der Mitteilung. «Mit einer neuen Führung wollen wir die Umsetzung verstärkt vorantreiben.» Daher habe der Verwaltungsrat den Prozess zur Rekrutierung eines neuen CEO eingeleitet. Er danke Sigrist für eine 20-jährige Tätigkeit bei SIG und seine letzten 4,5 Jahre als CEO.
Der ursprünglich für den 2. Oktober geplante Kapitalmarkttag soll verschoben werden. Das neue Datum werde zu gegebener Zeit bekanntgegeben.
Nach Semesterzahlen unter Druck
Zuletzt war es für SIG nicht mehr rund gelaufen: Vor knapp einer Woche hatte das Unternehmen anlässlich seiner Halbjahreszahlen die Prognose für das Gesamtjahr gesenkt. Seither verloren seine Aktien deutlich an Boden. Seit Anfang Jahr summiert sich das Minus bereits auf über einen Viertel.
Das Wachstumstempo wurde im ersten Semester deutlich gedrosselt. So wuchs der Umsatz von Januar bis Juni um 0,3 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro. In den ersten drei Monaten war SIG noch mit gut 3 Prozent gewachsen. Das Unternehmen bekommt die weltweit gedämpfte Konsumstimmung zu spüren.
Die Aussichten zum Gesamtjahr 2025 formulierte SIG vorsichtiger als bis anhin. Neu wird ein Wachstum in der unteren Hälfte des Zielbandes von 3 bis 5 Prozent und eine EBITDA-Marge ebenso im unteren Bereich von 24,5 bis 25,5 Prozent erwartet. Mittelfristig soll die Marge nach wie vor auf über 27 Prozent steigen.
Vertrauen zurückgewinnen
«Ungewöhnliche Zeiten für die SIG Group», heisst es denn auch von Analystenseite. Zusammen mit dem hängigen Rechtsstreit zwischen Laurens Last und SIG als ehemaligem Eigentümer belastet eine möglicher Streitwert von rund 300 Millionen Euro die Nerven der Anleger, so der Tenor.
Darüber hinaus laufe das Bag-in-Box-Geschäft nur schleppend und die Kapitalallokation sei zumindest «unerfreulich», schreibt etwa Yannik Ryf von der ZKB. Nun müsse SIG erstmals eine «gewisse» Stabilität finden, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, ergänzt Manuel Lang von Vontobel. In einem sind sich beide einig: Eine neue Strategieüberarbeitung dürfte vom Markt gut aufgenommen werden.
An der Börse geht es derweil weiter abwärts mit den SIG-Titeln. Um 14.00 Uhr verliert die Aktie rund 1,1 Prozent auf 13,05 Franken. In der Vorwoche hatte der Titel nach den Zahlen 11 Prozent nachgegeben.
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(AWP)