Ziel des Insolvenzverfahrens sei eine «geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs und eine Restrukturierung». Steigende Zinsen und Baukosten sowie sinkende Immo-Bewertungen lösten die Pleite aus.

«Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine aussergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Masse sichergestellt werden», teilte Signa am Vormittag mit. Gemeinsam mit dem vom Gericht zu bestellenden Insolvenzverwalter sollen die Verbindlichkeiten den Angaben zufolge neu geordnet und der Wert der Beteiligungen erhalten werden.

Zahlreiche internationale Investments

Zur Signa gehören milliardenschwere Gebäudebestände - unter anderem das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck, Immobilien in der Wiener Innenstadt sowie im Ausland etwa das Gebäude der Deutschen Börse in Eschborn, das Hotel Bauer Palazzo in Venedig oder eine Hälftebeteiligung am Chrysler Building in New York.

An der Schweizer Warenhauskette Globus hält Signa zusammen mit der Central Group aus Thailand je die Hälfte der Anteile. Im Jahr 2020 hatten sie das Warenhaus mitsamt der Immobilien von der Migros übernommen.

Baustopps mehren sich

Am Elbtower in Hamburg mussten zuletzt die Bauarbeiten eingestellt werden, weil Signa nach Angaben der Baufirma nicht rechtzeitig zahlte. Kürzlich kam es unter anderem auch zu einem Baustopp an der Alten Akademie in Münchner Bestlage - der dortige Oberbürgermeister legte daraufhin umgehend sämtliche Signa-Projekte und -Planungen in der Stadt auf Eis.

Wie es mit der Grossbaustelle Lamarr in der Wiener Mariahilfer Strasse weitergeht, ist unklar. Das Edelkaufhaus sollte 2025 eröffnet werden. «Seitens Habau Group sind die Bauarbeiten zu 99 Prozent abgeschlossen - weitere Schritte werden aktuell evaluiert», teilte das damit beauftragte Bauunternehmen am Mittwoch auf Anfrage der österreichischen Nachrichtenagentur APA mit.

Immobilienbereich durch externe Faktoren belastet

Signa begründete den Schritt zum Konkursgericht damit, dass die Retail-Sparte der Gruppe und da vor allem der stationäre Detaillhandel stark unter Druck geraten sei. Die Investitionen der Signa in diesen Bereich hätten nicht den erwarteten Erfolg gebracht.

Im Immobilienbereich hätten sich zuletzt «externe Faktoren» negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt. Trotz erheblicher Bemühungen habe man die nötige Liquidität nicht sicherstellen können, die man für eine aussergerichtliche Restrukturierung gebraucht hätte, erklärte das Unternehmen.

Kurzfristig hoher Finanzbedarf

Kurzfristig hätte Signa Medienberichten zufolge rund 500 Millionen Euro gebraucht. Ende November wird eine 200 Millionen Euro schwere Anleihe fällig. Bis Mitte kommenden Jahres wären weitere 1,5 Milliarden Euro nötig gewesen. Bei Banken sind Milliardenschulden offen. In der Schweiz stehen Benko und seine Signa-Holding bei Julius Bär mit 606 Millionen Franken in der Kreide. In Österreich sind es angeblich rund 2,2 Milliarden.

Zuletzt zeigten sich Risse im Benko-Imperium: Nachdem die Signa Sports United im Oktober zahlungsunfähig geworden war, beantragte die deutsche Tochter Signa Real Estate Management Germany vergangenen Freitag beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin die Insolvenz. Insider gehen davon aus, dass weitere Insolvenzen von Signa-Gesellschaften in Deutschland folgen.

Aus Sicht des KSV hat die Signa-Gruppe in den vergangenen Monaten «durch die sehr eingeschränkte Kommunikation nach aussen massiv an Vertrauen eingebüsst». Auf den Insolvenzverwalter warte angesichts der Vielzahl an direkten und indirekten Beteiligungen in mehreren Ländern «eine Herkulesaufgabe».

cg/jb

(AWP)