Mit Vizepräsidentin Michelle O'Neill führt seit vergangenem Wochenende erstmals eine Sinn-Fein-Politikerin die Regierung in dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland an. Auch sie betonte ihren Wunsch nach einer Volksabstimmung über die irische Einheit, wie sie in dem als Karfreitagsabkommen bezeichneten Friedensschluss von 1998 vorgesehen ist. Von London erwarte sie, dass das Abkommen respektiert werde, egal welche Partei dort an der Regierung sei.

Sinn Fein wurde bei der vergangenen Wahl zum Regionalparlament in Nordirland 2022 erstmals zur stärksten Kraft. Doch es dauerte zwei Jahre, bis es zur Regierungsbildung in Belfast kam, weil sich die protestantisch-unionistische DUP wegen des Streits um die Brexit-Regeln für Nordirland widersetzte.

Auch in der Republik Irland ist Sinn Fein auf dem Kurs, als stärkste Kraft Regierungsverantwortung zu übernehmen. Eine Parlamentswahl steht dort bis spätestens März 2025 an.

Sinn Fein galt früher als politischer Arm der militanten Organisation IRA, die mit Waffengewalt und Terroranschlägen für eine Vereinigung der beiden Teile Irlands kämpfte. Der Bürgerkrieg in Nordirland zwischen meist katholischen Anhängern einer irischen Vereinigung und überwiegend protestantischen Befürwortern der Union mit Grossbritannien dauerte drei Jahrzehnte und kostete Tausende Menschen das Leben./cmy/DP/jha

(AWP)