Die vor rund einem Monat im Rahmen des Projekts «Kompass Schnee» eingeführten Modelle seien von den Destinationen «sehr positiv» aufgenommen worden, sagte Berno Stoffel, Direktor von Seilbahnen Schweiz, am Montag der Nachrichtenagentur AWP. «Für die Leistungsträger sind die von uns zur Verfügung gestellten Modelle für deren Projekte eine Bestätigung und helfen, die notwendigen Bewilligungen datengestützt einholen zu können.»
In der Schweiz klettert die Nullgradgrenze mit den steigenden Temperaturen in die Höhe und damit die Aussicht auf schneesichere Pisten. Die Winter werden kürzer, es fällt weniger Schnee und besonders in tieferen Lagen stellt sich vielerorts die Frage, ob Skisport den Touristinnen und Touristen in Zukunft noch in guter Qualität angeboten werden kann.
Modelle zeigen Schneeprobleme der Zukunft auf
Um das Problem der Schneesicherheit faktenbasiert zu dokumentieren und um Bergbahnen, Skischulen oder Hotels bei Investitionsentscheiden zu unterstützen, entwickelten das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) mit Daten von Meteoschweiz und der Unterstützung der ETH Zürich Modelle, welche die Entwicklungen zum Schneefall und den Beschneiungsmöglichkeiten in 23 Bergregionen der Schweiz aufzuzeigen versuchen.
Mit wenigen Klicks können über die Eingabe von Parametern zur Höhe einer Destination, die Auswahl der entsprechenden Region und der Geländeausrichtung Prognosen bis maximal ins Jahr 2050 zur Schneesicherheit abgerufen werden. Ein weiteres Tool zeigt mit der Eingabe weiterer Parameter auf, wie sich das Potenzial zur Beschneiung von Skipisten in den kommenden Jahren entwickeln dürfte.
Die Tools seien als Orientierungshilfen für die Destinationen gedacht, erklärte Christoph Marty vom SLF. Ob an einem Ort auch in zehn Jahren für den Skibetrieb genügend Schnee fällt und die Bedingungen für die Beschneiung von Pisten genügen, hänge von vielen Faktoren ab und sei komplex: Hanglage, der Einfluss von Föhn-Winden und anderes entscheide über den Betrieb einer Skidestination mit.
Marty geht davon aus, dass die Schneesportgrenze bis 2050 im Durchschnitt um rund 200 Meter ansteigen, die Wintersaison dannzumal 10 bis 20 Tage später beginnen und 10 bis 15 Tage früher enden dürfte. Stand heute können die höheren Temperaturen bereits für Destinationen auf einer Höhe von 1500 Metern über Meer zum Problem werden.
Verstärkte Ausrichtung auf Sommer-Saison
«Der Wintertourismus verschwindet nicht, er verändert sich», sagte Stoffel vor den Medien weiter. Die Skigebiete, vor allem in tieferen Lagen, müssten mit weniger schneereichen Wintern und grösseren Unsicherheiten zurechtkommen. Je nach Situation müsse die Strategie an den Destinationen den Gegebenheiten angepasst werden, ergänzte der Geschäftsführer von Schweiz Tourismus, Martin Nydegger.
Im Rahmen von «Kompass Schnee» wurden drei Strategiefelder definiert: «Strategie A - Weiter mit Schneesport», «Strategie B - Mit unsicheren Schneeverhältnissen leben» und «Strategie C - Übrige Saisons als Kompensation». Auch wenn noch nicht definiert werden könne, wie viele der Schweizer Skigebiete in welche Kategorie fallen, sei der verstärkte Fokus auf den Sommertourismus vielerorts bereits sichtbar.
Gleichzeitig sei im In- wie im Ausland die Nachfrage im Skitourismus aber nach wie vor gut, wobei vor allem höher gelegene Gebiete von diesem Geschäftsfeld mit einer relativ hoher Wertschöpfung profitierten, ergänzte Stoffel. Die Schweiz verzeichne im Vergleich zum nahegelegenen Ausland über zahlreiche Skidestinationen, die Skispass auf über 2500 Metern über Meer anbieten.
mk/ls
(AWP)