«Wir werden daher nicht zögern, die Geldpolitik bei Bedarf weiter zu straffen», machte Jordan in seiner Rede an der am Dienstag und Mittwoch stattfindenden «Conference on Global Risk, Uncertainty, and Volatility» klar. «Auf der nächsten Sitzung werden wir prüfen, ob die von uns bisher ergriffenen Massnahmen ausreichen, um die Inflation dauerhaft innerhalb des Preisstabilitätsbereichs zu halten.»
Die SNB werde die Entwicklungen rund um das Thema Inflation in den kommenden Wochen weiterhin genau verfolgen, fuhr Jordan fort. Die SNB werde pragmatisch, konsequent und entschlossen sowie im Einklang mit dem von ihr festgelegten Risikomanagementansatz agieren. Allerdings sei es in einem Umfeld mit niedrigeren Inflationsraten und höheren Zinsen wesentlich schwieriger geworden, das Risiko einer zu starken Straffung gegen das Risiko einer zu geringen Straffung abzuwägen.
Grosse Unsicherheiten
Derzeit sei die Unsicherheit darüber gross, wie sich die derzeitigen geopolitischen Spannungen auf die Weltwirtschaft auswirken werden, warnte Jordan weiter. Auch auf diese Risiken müsse die Geldpolitik vorbereitet sein und die Notenbanken müssten für verschiedene Risikoszenarien Antworten bereithalten. Pragmatismus in der Geldpolitik habe den Notenbanken weltweit zuletzt auch im Kampf gegen die Inflation geholfen. Die Geldhüter dürften nicht zu vorschnell auf «überraschende» Entwicklungen der Wirtschaftsdaten reagieren.
Vielmehr gelte es, in der Geldpolitik eine mittelfristige Sichtweise beizubehalten und diese Stossrichtung der Öffentlichkeit und den Finanzmärkten laufend darzulegen, hielt Jordan weiter fest. «Die SNB hat klar kommuniziert, dass ihr Hauptaugenmerk auf der Gewährleistung der Preisstabilität liegt. Wir werden nicht zögern, die Geldpolitik wenn notwendig weiter zu straffen, um die Inflation dauerhaft unter 2 Prozent zu halten.»
Zudem sei der Meinungsaustausch sowie der Austausch von Forschungsergebnissen zwischen Ökonomen und Universitäten in unsicheren Zeiten umso wichtiger, sagte Jordan mit Blick auf die Konferenz.
Teil der Preissteigerung unerklärlich
Risiken gebe es im Zusammenhang mit den stark gestiegenen Immobilienpreisen, sagte der SNB-Chef gleichentags in einem Interview in der TV-Sendung CEO Talk von «Tele Züri». Auch die Verschuldung habe sehr stark zugenommen. Das berge Risiken, insbesondere wenn die Zinsen hochgingen.
Einen Teil dieser Preiserhöhung könne man mit den SNB-Modellen nicht richtig erklären. «Das bedeutet, dass es Verletzlichkeiten gibt und die Preise wieder zurückgehen können. Darum ist es sehr wichtig, dass die verschiedenen Akteure - die Banken, die Immobilienbesitzer - auch damit rechnen und insbesondere, dass sie genügend Puffer haben», sagte Jordan.
Jordan: Keine Rezession im Basisszenario
Die Schweizer Wirtschaft habe in den letzten Monaten etwas an Fahrt verloren, doch stellte Jordan klar: «Die Geldpolitik hat die Konjunktur nicht abgewürgt. Die Konjunktur ist in der Schweiz sehr stark abhängig von der Weltwirtschaft.» Und hier spiele Deutschland eine grosse Rolle.
Auf die Frage, wie gross die Gefahr sei, dass wegen dem Wirtschaftsabschwung in Deutschland auch die Schweiz in eine Rezession falle, erklärte der oberste Währungshüter: «Unser Basisszenario geht nicht von einer Rezession aus. Wir haben ein relativ schwaches Wachstum. Unser Prognosen sind etwa 1 Prozent für die schweizerische Wirtschaft. Wir werden im Dezember eine neue Prognose machen. Ich gehe nicht davon aus, dass das eine Rezession beinhalten wird.».
Aber das Wachstum sei relativ tief. «Je nachdem, welche Störung weltweit auftreten wird, ist nicht ausschliessbar, dass auch ein oder zwei negative Quartale resultieren könnten», sagte Jordan.
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(AWP)