WETTER: Von «aussergewöhnlicher Wärme, regional stark variierenden Niederschlägen und frühen Vegetationsentwicklungen» schreibt der Landwirtschaftliche Informationsdienst (LID) in seinem Jahresrückblick für 2025. Die Landwirtschaft habe sich immer öfter auf starke Ausschläge einstellen müssen - und das nicht nur bei Hitze und Trockenheit, sondern auch bei Starkregen, Schneegrenze und Sonnenschein. Der viertwärmste Frühling seit Messbeginn habe für die Landwirtschaft etwa vielerorts gute Bedingungen für Feldarbeiten bedeutet, aber auch einen frühen Druck auf die Wasserbilanz und eine beschleunigte Vegetationsentwicklung. In den ersten Junitagen hätten dann Hagel und Starkregen für erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen gesorgt.
GEMÜSE: Noch ist die Saison für die Gemüsebranche nicht abgeschlossen. Trotzdem könne bereits von einem guten Gemüsejahr gesprochen werden: «Das Jahr 2025 zeigte sich mengenmässig wieder von der besseren Seite im Vergleich zu 2023 und 2024», wird der stellvertretende Direktor des Verbandes Schweizer Gemüseproduzenten, Markus Waber, zitiert. Für eine gute Abdeckung mit Schweizer Gemüse spreche, dass 2025 bereits bei einigen Gemüsesorten während längerer Phasen der Grenzschutz gegriffen habe. «Trotzdem mussten im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr Kontingente gesprochen werden», so Waber. So waren etwa die Erträge bei der Zwiebelernte ausserordentlich hoch. Trotz des positiven Einflusses des Wetters auf den Schaddruck sorgte aber der Rübenrüssler für mehr Schäden als in den Vorjahren: Betroffen waren Zuckerrüben, Randen, Krautstiel und Mangold.
OBST UND BEEREN: Die Schweizer Obst- und Beerenproduzierenden blicken auf ein mengenmässig sehr gutes Jahr zurück - so etwa bei Beeren, Kirschen und Aprikosen. Nur Zwetschgen und Mostbirnen blieben deutlich hinter den Vorjahren zurück. Gleichzeitig verschärften tiefe Detailhandelspreise, zunehmender Schädlingsdruck und hohe Produktionskosten die wirtschaftliche Situation vieler Betriebe. 2025 führte die Branche erstmals ein nationales Schädlingsmonitoring durch. Die grössten vor allem finanziellen Schäden richtete die Kirschessigfliege an. In mehreren Kantonen bereiteten zudem Baumwanzen sowie der Pfirsich- und der Pflaumenwickler erhebliche Probleme. Regional kam es durch neu auftretende Arten wie die Mittelmeerfruchtfliege zu grossen Ausfällen.
WEIN: Für den Schweizer Weinbau war 2025 ein Jahr voller Gegensätze. Im Rebberg sorgten Wetter und ein tiefer Krankheitsdruck für Freude, im Keller und am Markt blieb die Lage dagegen angespannt. «In allen Regionen erwarten wir einen schönen Jahrgang - dank eines günstigen Klimas und der guten Arbeit der Winzerinnen und Winzer», wird Philippe Herminjard vom Schweizerischen Weinbauernverband Vignoble Suisse in dem Bericht zitiert. Gleichzeitig rutscht die Branche wirtschaftlich immer tiefer in die Krise: Weniger Konsum und mehr Importe setzen Schweizer Produzenten stark unter Druck. In der Wintersession reservierte das Parlament daher zehn zusätzliche Millionen für den Weinbau im Bundesbudget für 2026.
PILZE: Die Schweizer Pilzbranche sieht sich mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Die anhaltenden Schwierigkeiten durch steigende Importe und ungleiche Wettbewerbsbedingungen machten laut dem LID deutlich, dass die Branche an einem Wendepunkt steht. Ein zentrales Problem der Schweizer Pilzproduktion seien die hohen Produktionskosten, die im internationalen Vergleich kaum kompensiert werden könnten. Während ausländische Konkurrenten in der EU finanzielle Unterstützung von bis zu vierzig Prozent für die Modernisierung ihrer Anlagen erhalten, müssten Schweizer Betriebe «immense Summen» selbst investieren.
KARTOFFELN: Für die Schweizer Kartoffelbranche war 2025 ein Jahr mit viel Ertrag, aber auch mit vollen Lagern und unter Druck geratenen Produzentenpreisen. «Das Kartoffeljahr 2025 brachte den Produzentinnen und Produzenten mehrheitlich gute Anbaubedingungen», fasst Christian Bucher, Geschäftsführer der Branchenorganisation Swisspatat, zusammen. Gleichzeitig habe sich einmal mehr gezeigt, wie anfällig die Wertschöpfungskette bei Engpässen in der Logistik sei. Denn viele Felder waren gleichzeitig erntereif und die Erträge hoch, was zu einem Engpass bei den Paloxen für Transport und Lagerung führte. Die grossen Erträge drückten schliesslich auf das Preisniveau.
GETREIDE: Nach dem historischen Ernteeinbruch von 2024 konnte die Getreidebranche durchatmen. Die Erträge fielen im laufenden Jahr deutlich höher aus. Beim Brotgetreide ist gar die Versorgung bis zur Ernte 2026 gesichert. Insgesamt wurden 403'400 Tonnen backfähiges Getreide geerntet - also 77 Prozent mehr als im Vorjahr und rund 26 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt. Die Börsenpreise für Standardweizen auf dem internationalen Markt sind seit Jahresbeginn von rund 230 auf etwa 185 Euro pro Tonne gefallen - ein Rückgang von 24 Prozent. Weltweit ist die Getreideproduktion hoch, die Lagerbestände steigen. Dies drücke auf die Spielräume im Inland, schreibt der LID.
TIERISCHE PRODUKTE: Ein gemischtes Bild zeigte sich in der tierischen Produktion. Die Milchmenge lag zwar über dem Vorjahr, die Preise standen jedoch unter Druck. Auf dem Eiermarkt zeigte sich eine hohe Nachfrage - bei nur langsam wachsender inländischer Produktion. Die Rindfleischproduktion stagnierte und die Importe nahmen zu. Gleichzeitig profitierten Schweineproduzenten von einer gestiegenen Nachfrage und hohen Schlachtpreisen. Der Bestand an Schafen und Ziegen sank derweil - während die Geflügelfleischproduktion zulegte. Trotzdem lag der Inlandanteil beim Geflügelfleisch mit 61 Prozent um 2,3 Prozentpunkte tiefer als noch in der Vorjahresperiode. Einen versöhnlichen Abschluss des Landwirtschaftsjahres meldeten die Imkerinnen und Imker: Mit 23,6 Kilogramm Honig pro Volk fiel die Ernte deutlich überdurchschnittlich aus.
ALPSAISON: Die Alpsaison wiederum fiel laut dem Bericht in vielen Regionen erfolgreich und mit stabilen Erträgen aus. Ein schneearmer Winter ermöglichte einen frühen Alpaufzug. Überschattet wurde die Saison aber durch Tierkrankheiten wie das Limpy-Skin-Disease und die Blauzungenkrankheit, Wetterextreme und Wolfsrisse.
(AWP)