Damit konkretisiert die SRG das im Juni angekündigte Transformationsprogramm «Enavant». Davor war von einem Abbau von «rund tausend» Vollzeitstellen die Rede. Mit «Enavant» will die SRG ihre Kräfte bündeln, digitaler, schlanker und beweglicher werden sowie künftig stärker über die Regionen hinweg zusammenarbeiten.

Rund 300 Vollzeitstellen werden laut SRG bereits im Rahmen des laufenden Kostensparprogramms abgebaut. Bis 2029 müssten aber weitere 600 Stellen abgebaut werden - Entlassungen seien unumgänglich. Ein Teil der 600 Stellen werde über Fluktuation und Pensionierungen wegfallen, vorbehältlich der Resultate des Konsultationsverfahrens.

In welchen Bereichen die Stellen abgebaut werden, ist noch unklar. Die SRG prüfe und schaue sich alle Bereiche genau an, sagte Wille zu einem Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

«Wir bedauern diesen Stellenabbau», wird dazu Generaldirektorin Wille zitiert. «Die politischen Entscheidungen sowie das Umfeld, in dem wir uns als Medienunternehmen bewegen, lassen uns keine andere Wahl. Die SRG gestaltet den Stellenabbau so verantwortungsvoll und sozialverträglich wie möglich.»

Swissinfo fällt weg

Bereits im kommenden Frühling kommt es zu einem Abbau in der Geschäftsleitung. Die Sparte Swissinfo, die mit ihrer Plattform vor allem die Auslandschweizer und ein an der Schweiz interessiertes Publikum im Ausland ansprechen soll, wird künftig nicht mehr Teil der Geschäftsleitung sein, wie aus dem neuen Organigramm zu entnehmen ist.

Die Posten der heutigen Direktorinnen und Direktoren von SRF, RTS, RSI und RTR dagegen wurden bestätigt. Unverändert bleibe auch die erweiterte Geschäftsleitung mit ihren drei zusätzlichen Mitgliedern, hiess es weiter.

Im Rahmen der Verkleinerung strukturiert die SRG zwei Abteilungen der Geschäftsleitung um. Die neue Direktion «Angebot» vereine die bisherigen Bereiche Angebot und Distribution. Die Direktion «Operationen» umfasst neu Technologie und Produktion.

Neue Planung auch in den Regionen

Die vakanten Posten der beiden neuen Direktionen werden nebst der Stelle der SRF-Direktion neu ausgeschrieben. Letztere muss neu besetzt werden, weil Nathalie Wappler ihren Rücktritt per Ende April bekannt gab. Wappler war über 20 Jahre bei SRF und SRG tätig.

Die künftig aufgehobenen Funktionen der Direktorin von Swissinfo und des Direktors der «Operationen» bleiben bis Ende März 2026 bestehen. Deren Stelleninhaber werden ab April den Übergang von der alten in die neue Struktur aktiv mitgestalten, wie die SRG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte.

Nebst der Geschäftsleitung verändern sich auch die Führungsstrukturen in den Regionen. Diese werden vereinheitlicht, um die Zusammenarbeit über die Regionen hinweg zu fördern, schrieb die SRG weiter. Die Besetzung der regionalen Leitungsteams soll bis Mitte 2026 erfolgen.

Die Erfüllung des Service Public soll nicht unter den Sparmassnahmen leiden. «Mit dem Transformationsprozess bleiben wir verankert in den Regionen und können, da wir uns neu denken und neu aufstellen, weiterhin ein vielfältiges Programm anbieten», sagte Wille.

Konkrete Zahlen, wie diese Massnahmen sich finanziell auswirken, kommentierte die SRG nicht. Dies sei von verschiedenen Faktoren abhängig, die sich erst im Verlauf der Umsetzung präzisieren liessen.

Folgen des politischen Drucks

Die Allianz Pro Medienvielfalt bezeichnet den Abbau von 900 Vollzeitstellen in einer ersten Reaktion als eine Folge des politischen Drucks. Der Abbau führe zu einer deutlichen Schwächung des öffentlichen Rundfunks, der aber gerade in unsicheren Zeiten eine starke, unabhängige SRG brauche.

Die Mediengewerkschaft Syndicom bezeichnete in einer Mitteilung den Abbau bei der SRG als «massiv und verheerend». Er sei das Resultat «des Angriffs des SVP-Medienministers auf die SRG, der auch die so genannten Halbierungsinitiative mitlanciert hat». Werde diese Initiative angenommen, drohten nochmals hunderte, wenn nicht tausende Jobs bei der SRG, aber auch bei den privaten Radio- und TV-Stationen zu verschwinden.

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(AWP)