«Die SRG braucht starke private Medien, aber eine Schwächung der SRG würde niemanden stärken», betonte Wille am Mittwoch in Lausanne am Forum des médias romands.

Eine Annahme der Initiative würde dem Mediensystem 800 Millionen Franken entziehen, sagte Wille. «Dieses Geld würde nie wieder zurückfliessen. Und es würde nicht nur die SRG treffen, sondern das ganze System.» Es sei nicht der Zeitpunkt, den Zauberlehrling zu spielen und gefährliche Experimente zu machen.

Wille begrüsste die am selben Tag angekündigte Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen der SRG und den Verlegern in der Romandie, vertreten durch den Westschweizer Dachverband Médias Suisses.

Eine entsprechende Kooperation zwischen der SRG und dem Verband Schweizer Medien (VSM) war im Mai abgeschlossen worden. Sie sieht eine Beschränkung der Online-Aktivitäten der SRG vor. Im Gegenzug lehnen die Verleger die Volksinitiative «200 Franken sind genug» ab. Sie ist besser bekannt als SRG-Initiative oder Halbierungsinitiative. Darüber abgestimmt wird am 8. März.

Mehrsprachigkeit hat ihren Preis

Wille wischte die Behauptung der Befürworter der Initiative vom Tisch, dass die SRG ihren Auftrag weiterhin mit nur der Hälfte der heutigen Mittel erfüllen könne. Sie erinnerte daran, dass die Mehrsprachigkeit rund 40 Prozent der Kosten der SRG ausmache.

Eine Woche nach der Einweihung des RTS-Campus in Ecublens in der Nähe von Lausanne betonte die Generaldirektorin die Schlüsselrolle, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Romandie spielt.

Sie wies aber auch darauf hin, dass die SRG «die grösste Transformation ihrer Geschichte» durchlebe, da sie auf Beschluss des Bundesrates bis 2029 rund 270 Millionen Franken oder 17 Prozent ihres Budgets einsparen müsse. Diese Kürzungen würden auch die Programme treffen, warnte die Chefin, sowohl in der Romandie als auch in den anderen Landesteilen.

Wille versicherte, dass im Fall einer Annahme der Initiative Schweizer Grossproduktionen wie «Winter Palace» oder «The Deal» nicht mehr finanziert werden könnten, die SRG ihr bisheriges Sportangebot nicht mehr anbieten könne und wichtige kulturelle und regionale Ereignisse aus dem Programm verschwinden würden. Auch die privaten Medien würden verlieren, da viele Partnerschaften mit ihnen nicht mehr möglich wären, so Wille weiter.

Neue Plattform im Herbst

Sie ging auch auf den Aspekt der Online-Präsenz der SRG ein. Diese wird wegen ihres Gratis-Zugangs von den privaten Medien vielfach kritisiert. Wille betonte, dass das Medium seine Inhalte weiterhin «dort anbieten wird, wo sich das Publikum befindet».

Im Herbst 2026 wird die SRG unter dem Namen Play+ eine neue Plattform anbieten, die erstmals alle Audio- und Videoinhalte der verschiedenen Spracheinheiten der SRG sowie der aktuellen Plattform Play Schweiz für den Live- und zeitversetzten Zugang sowie für On-Demand-Angebote vereinen wird.

«Die Medien müssen sich einigen»

Auch die Medienförderung war am Mittwoch ein Thema. Anna Jobin, Präsidentin der Eidgenössischen Medienkommission (Emek), plädierte angesichts der zunehmenden Konvergenz der Kanäle für eine technologieneutrale Förderung. Diese solle nicht nur Printmedien, sondern auch neue Formate wie Streaming oder Podcasts berücksichtigen.

Die Schwierigkeit bestehe hierbei auch darin, dass sich die Medien selbst untereinander nicht über die zu ergreifenden Massnahmen einig seien, sagte der Direktor des Bundesamts für Kommunikation (Bakom), Bernard Maissen, dazu.

(AWP)