Schweizer Unternehmen erreichten laut der neuen Studie des Beratungsunternehmens Alvarez & Marsal im europäischen Vergleich zwar weiterhin die höchste finanzielle Stabilität, büssten aber bei der operativen Leistungsfähigkeit deutlich an Boden ein. Der am Donnerstag veröffentlichte halbjährliche Distress Alert Report basiert auf der Auswertung der Geschäftsberichte von über 7900 Firmen in Europa und dem Nahen Osten.

Der Anteil jener Schweizer Firmen, deren Geschäftsentwicklung als ungenügend eingestuft wurde, stieg der Studie zufolge innerhalb eines Jahres von 9,1 auf 14,6 Prozent. Damit lag die Schweiz in dieser Kategorie europaweit an zweiter Stelle hinter Deutschland (17,9 Prozent).

Starker Franken

Insgesamt galten in der Schweiz im vergangenen Jahr 5,1 Prozent der untersuchten Unternehmen als finanziell angeschlagen - das ist der niedrigste Wert unter allen analysierten Ländern. Im Jahr 2023 lag er bei 4,5 Prozent.

Die Autoren der Studie führen den Rückgang der operativen Leistungsfähigkeit auf verschiedene Belastungsfaktoren zurück. Dazu zählen insbesondere der starke Franken sowie die angedrohten Handelszölle, etwa auf US-Importe von Arzneimitteln, welche exportorientierte Branchen wie Pharma, Luxusgüter oder Tourismus unter Druck setzten.

Im Baugewerbe kämpften Schweizer Firmen mit hohen Zinsen und schleppenden Verfahren und sinkenden Margen. Im Detailhandel sahen sich die Firmen mit tieferen Margen konfrontiert.

Restrukturierungen erwartet

Trotz konjunktureller Unsicherheiten blieben die Schweizer Firmen letztlich resilienter als der europäische Durchschnitt. Der Anteil finanziell angeschlagener Unternehmen in Europa blieb bei 8,8 Prozent stabil.

In ganz Europa wiesen im Schnitt auch rund ein Drittel der Unternehmen unzureichende Bilanzstärke auf. In der Schweiz waren es nur rund ein Viertel.

Alvarez-&-Marsal-Schweiz-Chef Alessandro Farsaci verwies in einer Mittelung auf die strukturelle Widerstandskraft der helvetischen Wirtschaft dank konservativer Finanzierungskultur. Dennoch sei angesichts der globalen Risiken und geopolitischen Spannungen ein Anstieg von Restrukturierungen wahrscheinlich.

to/ra

(AWP)