Die Zahlungsmoral sei ein wichtiger Indikator für potenzielle Zahlungsausfälle und damit ein Vorbote für Insolvenzen, sagte der Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. Denn «je länger Unternehmen auf ihr Geld warten müssen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Rechnung gar nicht bezahlt wird». Deutsche Unternehmen hätten zwar immer noch eine vergleichsweise gute Zahlungsmoral, «dennoch erwarten wir, dass die Insolvenzen in der Bundesrepublik im Jahr 2024 um 13 Prozent steigen werden.»

Wichtigster Faktor für das Zahlungsverhalten in Europa sei die Rentabilität. Sie wirke sich stärker aus als die Finanzierung oder der Konjunkturzyklus. «Ein Rückgang der Rentabilität um nur einen Prozentpunkt (...) könnte die Zahlungsfristen um über sieben Tage verlängern», sagte der Leiter der Unternehmensforschung, Ano Kuhanathan. Angesichts der drohenden Rentabilitätseinbussen in diesem Jahr sollten sich europäische Unternehmen daher auf längere Zahlungsfristen einstellen.

Um die Zahlungsfristen wie in der EU diskutiert auf 30 Tage zu verkürzen, bräuchten die europäischen Unternehmen zwei Billionen Euro an zusätzlichen Finanzmitteln, sagte die Leiterin der makroökonomischen Forschung, Ana Boata. «Bei den derzeitigen Zinssätzen würde dies jedoch die Zinslast der Unternehmen um 100 Milliarden Euro erhöhen, was einem Margenverlust von zwei Prozentpunkten entspricht.» Darüber hinaus könnten zu starre Zahlungsbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Europa gefährden, weil Unternehmen zu Lieferanten ausserhalb der EU wechseln./klm/DP/jha

(AWP)