Äthiopien betrachtet das 4,6 Milliarden US-Dollar teure Projekt als entscheidend für seine wirtschaftliche Entwicklung und will damit Millionen Bürger mit Strom versorgen. Erst am Dienstag bezeichnete ein Regierungssprecher den Grand Ethiopian Renaissance Dam (GERD) als «mächtiges Symbol der nationalen Einheit», das zeige, was die Äthiopier mit ihrem «Schweiss und Blut» gemeinsam erreichen könnten.
Das weiter nördlich gelegene Ägypten wehrt sich gegen den Bau und kämpft um seinen überlebenswichtigen Anteil am Nilwasser. Ägypten mit seinen rund 108 Millionen Einwohnern hat nach UN-Prognosen in diesem Jahr die Marke zur absoluten Wasserknappheit überschritten. Sudan, das zwischen beiden Ländern liegt, erwartet ein Abkommen über die Wassermenge, die die Staudammbetreiber bei einer längeren Dürre freigeben müssten.
Trotz diplomatischer Bemühungen über mehr als zehn Jahre konnten die Länder sich nicht auf Abkommen einigen. Den Betrieb des Wasserkraftwerks ohne solch ein Abkommen betrachten Ägypten und Sudan als Verstoss gegen internationales Recht. Der Streit, der schon vor dem Start der Bauarbeiten im Jahr 2011 begann, ist damit weiter ungelöst.
Der Damm ist auf eine Kapazität von 6000 Megawatt angelegt, das entspricht in etwa vier modernen Atomkraftwerken. Es ist Äthiopiens grösstes Infrastrukturprojekt, mit dem das Land zum Netto-Energieexporteur werden will. Die offizielle Einweihung ist an diesem Dienstag geplant./jot/DP/jha
(AWP)