Die Verantwortlichen zeigen sich in der Medienmitteilung «bestürzt über diese Entscheidung der Behörden». Diese unterschätzten «möglicherweise die Bedeutung der Betriebssicherheit am Flughafen München», schreiben sie. Swissport Losch wickle jedes Jahr mehr als 112'000 Flüge und damit rund 40 Prozent der Flugbewegungen in München ab. Der Flughafen in München ist der zweitgrösste Deutschlands und ein wichtiges Drehkreuz.
Seit 2010 habe man grosse Investitionen vorgenommen und ausserdem seien besonders in letzter Zeit viele neue Mitarbeitende rekrutiert worden, um den rasanten Anstieg des Passagier- und Flugaufkommens nach der Pandemie bewältigen zu können. Für diesen Sommer hat das Unternehmen laut den Angaben 200 neue Mitarbeitende eingestellt, 2024 wären nochmals 300 dazu gekommen.
«Ein Lizenzwechsel ist mit der Erwartung verbunden, dass der neue Anbieter für Bodenverkehrsdienstleistungen rund 1000 neue Mitarbeitende in weniger als sechs Monaten einstellen, schulen und einsetzen kann», gibt Swissport zu bedenken. Das erfordere Kenntnisse des Flughafens München und Erfahrung in der Rekrutierung von Personal in diesem Bereich.
Darüber hinaus müssten bis zum Inkrafttreten der Lizenz am 1. März 2024 rund 1000 Stück spezialisiertes Equipment bereitstehen. Und an diesem mangle es derzeit auf der ganzen Welt. «Ein Wechsel des Bodenabfertigungsdienstleisters ist allein aufgrund der bestehenden Personalknappheit ein hochriskantes Wagnis, das einem zentralen Drehkreuzflughafen wie München aufgezwungen wird», so Swissport.
Koffer-Chaos wohl nicht als Grund
Wie das Luftamt den Entscheid begründet, geht aus der Mitteilung von Swissport nicht hervor. Mehrere deutsche Medien berichten jedoch von einem Gepäck-Chaos am Flughafen München, das allenfalls eine Rolle gespielt haben könnte. Das Amt war am Montagabend nicht zu erreichen.
Die Koffersituation habe auf den Entscheid des Luftamts möglicherweise nur wenig Einfluss gehabt, schreibt Swissport auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP in einer Stellungnahme. Schliesslich trage Swissport Losch nur für rund 5 Prozent der Gesamtmenge der zurückgebliebenen Koffer Verantwortung. Und wie hoch die finanziellen Folgen des Entscheids für Swissport sein werden, wollte die Firma zu diesem Zeitpunkt noch nicht beziffern.
Swissport prüft nun den Entscheid und will allenfalls rechtlich dagegen vorgehen, wie es weiter hiess. Man habe Akteneinsicht beantragt und werde die Argumente der Behörde analysieren, so Swissport in der Stellungnahme. Die Gesellschaft prüfe verschiedene Szenarien, um auch in Zukunft am Flughafen München tätig sein zu können. Eine Auflösung des Joint Ventures mit Losch kommen zurzeit nicht in Frage.
tv/mk
(AWP)