14'000 Teilnehmende zogen nach Angaben der Organisatoren am offiziellen 1.-Mai-Umzug am Donnerstag durch Zürich. In Basel haben nach der Schätzung eines Reporter von Keystone-SDA über 3000 Personen an der traditionellen Kundgebung teilgenommen. Der Gewerkschaftsbund beider Basel vermeldete in einer Medienmitteilung die Zahl von über 5000 Teilnehmenden.
Weitere Umzüge und Kundgebungen waren unter anderem in Freiburg, Genf, Lausanne und Bern geplant.
Sachbeschädigungen und Sprayereien
Die offiziellen Umzüge verliefen friedlich. Neben den Sozialdemokratinnen und Gewerkschaftern gesellten sich allerdings weitere Gruppierungen zu den Umzügen, die Sachbeschädigungen und Sprayereien verursachten.
In Zürich nahmen laut einer Mitteilung der Stadtpolizei mehrere Hundert zum Teil vermummte Personen aus der linksautonomen Szene am Umzug teil, die Böller und Rauchpetarden zündeten. Entlang der Umzugsroute kam es zu Sprayereien an Schaufenstern und Fassaden. Im Nachgang zur offiziellen Kundgebungen kam es in Zürich zudem zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten. Nach Angriffen auf die Polizei sei Gummischrot und Reizstoff eingesetzt werden, teilte die Zürcher Stadtpolizei am Nachmittag auf dem Kurznachrichtendienst X mit.
Der Basler Zug wurde von revolutionär-antikapitalistischen Gruppierungen sowie von Palästina-Aktivistinnen und -Aktivisten angeführt. Ein paar Hundert Personen des antikapitalistischen Blocks und der Palästina-Bewegung bewarfen im Anschluss aber Tomaten gegen die Fassade des UBS-Sitzes und gegen die wenigen Kastenwagen der Polizei. Diese hielt sich zurück.
Auch in Winterthur verübten vermummte Demonstrierende vereinzelte Sprayereien. Die Stadtpolizei Winterthur hat am Donnerstag zwei Tatverdächtige vorläufig festgenommen, wie sie mitteilte. Sie schätzte den Sachschaden auf rund 5000 Franken.
Viel Kritik an Trump
Das offizielle Motto des diesjährigen Tages der Arbeit lautete «Solidarität statt Hetze - gemeinsam stark!». Mit Hetze gegen Migrantinnen und Migranten und andere Minderheiten werde von den echten Problemen abgelenkt.
In den Parolen wurde angeprangert, dass die extreme Rechte auch in der Schweiz die politische Agenda vereinnahmt habe. Der traditionelle Mobilisierungstag der Arbeiterinnen und Arbeiter bekomme dadurch eine andere Dimension, sagte der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), Pierre-Yves Maillard, in seiner Rede in Le Sentier VD.
«Überall dort, wo die rassistische Rechte im Vormarsch ist, sind Grundrechte, Menschenrechte und lange erkämpfte Freiheiten in Gefahr», sagte die Präsidentin der Gewerkschaft Unia, Vania Alleva, in ihrer Rede in Zürich.
Viel Kritik wurde auch an US-Präsident Donald Trump geübt. SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer warf dem Bundesrat vor, er biedere sich bei Trump an. Es sei offensichtlich, worum es dem US-Präsidenten und seinen Verbündeten gehe, sagte Meyer gemäss Redetext am frühen Donnerstagnachmittag in ihrer Ansprache: Um noch mehr Macht und Milliarden für sich selbst. Auch SP-Co-Präsident Cédric Wermuth kritisierte bei seiner Rede in Liestal den Bundesrat- Dieser betreibe «verantwortungslose Geschäftemacherei», sagte er laut Redetext.
Bundesrat Jans ruft zu Solidarität auf
Bundesrat Beat Jans rief in seiner Rede an der 1.-Mai-Feier in Olten SO zu mehr Engagement, Achtsamkeit und Solidarität auf. «Wir dürfen uns von den Negativ-News aus aller Welt und den Windböen von rechts nicht niederdrücken lassen», sagte Jans laut Redetext am Donnerstag. Es brauche mehr Optimismus.
«Es gibt nur eine Antwort auf Orientierungslosigkeit: Solidarität - in der Schweiz und international», betonte der Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements. Es gelte gerade jetzt, die Demokratie mutig zu verteidigen. Empathie sei der Kitt der Gesellschaft.
(AWP)