Jeder Wasserversorger oder Industriebetrieb kann in Brandenburg nach Angaben des Landesumweltamts eigene Möglichkeiten der Wasserversorgung prüfen. Wenn dies erfolgreich war, könnnen sie bei der zuständigen Wasserbehörde einen Antrag auf Erlaubnis stellen, dem ein Genehmigungsverfahren folgt. Dabei werde auch der Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung berücksichtigt, sagte Sprecher Thomas Frey. Das Landesumweltamt ist erst für die wasserrechtliche Erlaubnis für Grundwasserentnahmen ab 2000 Kubikmeter pro Tag zuständig, die Behörden der Kreise oder kreisfreien Städte für Entnahmen darunter.

Die Linksfraktion im Brandenburger Landtag und der regionale Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) sehen die Wasserversorgung der Bevölkerung in der Region in Gefahr. "Da alle auf denselben Wasservorrat zugreifen, geht das aber auf Kosten der Allgemeinheit", warnte Linke-Umweltpolitiker Thomas Domres. "Die Wasserversorgung muss unter öffentlicher Kontrolle und in öffentlicher Hand bleiben."

WSE-Chef André Bähler warnte davor, die Interessen der öffentlichen Daseinsvorsorge für eine Gewerbeansiedlung zu umgehen. Der Verband versorgt rund 170 000 Menschen und die Tesla-Fabrik. Das Landesumweltamt verwies aber darauf, dass es für eine Bohrung zum Erkunden von Wasser gar nicht beteiligt werden muss - dafür sind die Kreise und kreisfreien Städte zuständig.

Tesla will das Werk ausbauen und die Kapazität auf eine Million Autos im Jahr verdoppeln. Das Ziel der ersten Ausbaustufe - 500 000 Autos pro Jahr - war bisher noch nicht erreicht. Naturschützer haben Bedenken, denn die Fabrik liegt teils im Wasserschutzgebiet. Zudem leidet Brandenburg unter Trockenheit. Das Unternehmen plant allerdings kein zusätzliches Wasser für den Ausbau und hatte bisher schon Wasser eingespart.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte Tesla-Chef Elon Musk beim Ausbau der Fabrik Unterstützung für die Versorgung mit Wasser und Strom zugesagt. Woidke schrieb ihm im März, die Landesregierung wolle Tesla unterstützen, noch vor dem Sommer eine passende Lösung für beide Probleme zu finden.

Im Antrag von Tesla für die Wassererkundungen heisst es nach Angaben des Kreises Oder-Spree, der dauerhafte Erfolg in Grünheide solle durch Erschliessung bisher ungenutzter Wasserressourcen gestützt werden. Deshalb strebe Tesla analog zu Prüfungen des Umweltministeriums in Hangelsberg eigene Erkundungen an. Als privates Unternehmen könne Tesla dies schneller umsetzen als die öffentliche Hand. In Hangelsberg war laut Ministerium nach Voruntersuchungen ein Grundwasservorrat in Trinkwasserqualität gefunden worden.

Tesla ist nicht das einzige Unternehmen, das nach Wasserquellen sucht. Der Kreis Märkisch-Oderland genehmigte 2022 zum Beispiel Erkundungsbohrungen in einem geplanten Gewerbegebiet in Altlandsberg und im März dieses Jahres den Bau eines Brauchwasserbrunnens in Vogelsdorf, berichten Stern und RTL./vr/DP/ngu