Aufgrund der gleichzeitigen Einschränkung des Bahnverkehrs am Gotthard-Basistunnels sei die Situation derzeit besonders schwierig, sagte Albertoni am Montag gegenüber Keystone-SDA. Bereits frühere Sperrungen des Gotthard-Autobahntunnels - vor allem jene von 2001 - hätten die enormen wirtschaftlichen Auswirkungen einer solchen Massnahme gezeigt. 2001 seien der Tessiner Wirtschaft durch die Tunnelsperrung über 30 Millionen Franken verloren gegangen.
Zahlreiche Firmen im Südkanton seien mit der Deutschschweiz eng verknüpft. In einem «enorm kompetitiven Umfeld» sei es von grösster Wichtigkeit, dass die Transportketten garantiert und die Kosten vorhersehbar seien. Sonst würden die Wirtschaftsbeziehungen gefährdet, sagte Albertoni. Aus diesem Grund fordert die Tessiner Wirtschaftskammer im Hinblick auf weitere Zwischenfälle die Einsetzung eines Gotthard-Krisenstabs.
«Fragile Verbindungen über den Alpenbogen»
Auch der Tessiner Regierungspräsident Raffaele De Rosa (Mitte) zeigt sich besorgt über die temporäre Schliessung des Gotthard-Autotunnels. Der Unfall im Gotthard-Strassentunnel wie auch die Entgleisung im Basistunnel zeigten, wie fragil die Verbindungen über den Alpenbogen seien. «Für das Tessin, das als einziger Kanton der Schweiz vollständig südlich der Alpen liegt, ist die Qualität der Verbindungen mit dem Rest des Landes absolut zentral», sagte er.
Die FDP Tessin sieht den eigenen Kanton immer stärker isoliert vom Rest des Landes. In einer Medienmitteilung forderte sie deshalb am Montag die Vervollständigung des Alptransit-Netzes südlich von Lugano. Diese sieht unter anderem verbesserte Verbindungen von Lugano nach Mailand vor.
Das Tessin sei bereits durch den Unfall im Gotthard-Basistunnel «auf eine harte Probe gestellt worden», schreibt die FDP Tessin weiter. Zudem seien die Signale aus Bern «nicht gerade beruhigend». Der neue Verkehrsminister Albert Rösti (SVP) wolle vor allem Mittel in den Lötschbergtunnel investieren, während für die Projekte der Umfahrung von Bellinzona und Biasca sowie die Vervollständigung des Alptransit-Netzes im Südtessin «kein Wort verloren worden» sei.
(AWP)