Obwohl die Schweizerische Nationalbank (SNB) seit 2021 ihre Bilanz stetig reduziert hat, beläuft sich diese immer noch auf rund 100 Prozent des Schweizer BIPs - etwa 822 Milliarden Franken. Nur die Bank of Japan hat eine grössere Bilanz im Verhältnis zum BIP. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 entsprach die Bilanz der SNB knapp 20 Prozent des BIPs.
Nach der globalen Finanzkrise von 2008 haben die Zentralbanken ihre Bilanzen erheblich ausgeweitet, vor allem durch den Ankauf von Finanzaktiva, um das Wachstum anzukurbeln und eine Deflation zu verhindern. Mit dem Wiederaufleben der Inflation seit 2021 haben die Zentralbanken dann begonnen, diese Massnahmen rückgängig zu machen, was zu einer Schrumpfung ihrer Bilanzen geführt hat.
Die SNB verfolgte eine ähnliche Strategie der Bilanzausweitung durch den Kauf von Fremdwährungen, um den Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken zu verringern. Zwischen Mitte 2022 und Ende 2023 verkaufte die SNB dann rund 160 Milliarden Franken ihrer Devisenreserven und reduzierte damit ihre Bilanz. In diesem Jahr gibt es bisher keine Anzeichen für Deviseninterventionen seitens der SNB.
«Während wir davon ausgehen, dass sich die Schweizer Wirtschaft im Jahr 2025 ihrem Gleichgewicht annähern wird, ist die Frage nach dem ‹normalen› Umfang der SNB-Bilanz noch nicht beantwortet», schreibt Maxime Botteron, Ökonom der UBS, in einem Bericht.
Reduktion um rund 250 Milliarden Franken möglich
Gemäss der Analyse der UBS könnte die SNB ihre Bilanz, falls erforderlich, um rund 250 Milliarden Franken auf etwa 570 Milliarden Franken reduzieren. Das entspricht ungefähr 70 Prozent des jährlichen Schweizer BIPs. Die Hauptbeschränkungen für eine noch kleinere Bilanz sind der erhebliche Liquiditätsbedarf des Schweizer Bankensystems für regulatorische Zwecke sowie das begrenzte Angebot liquider Mittel, mit Ausnahme derjenigen, die die SNB selbst bereitstellt.
«Damit die SNB bei Bedarf mehr als 250 Milliarden Franken in Fremdwährungen verkaufen kann, schlagen wir zwei Optionen vor: Die SNB könnte Fremdwährungsreserven indirekt über derivative Instrumente verkaufen - das Wechselkursrisiko absichern - oder durch besicherte Kredite (Repos) Liquidität an Banken bereitstellen, was jedoch eine Erweiterung der zulässigen Sicherheiten (Collateral) erfordern würde», so Botteron.
Über die optimale Grösse einer Zentralbankbilanz herrscht kein Konsens. Einige Ökonomen argumentieren, dass Zentralbanken durch grosse Bilanzen den Geschäftsbanken dringend benötigte Zentralbankreserven zur Verfügung stellen, um die strengen Liquiditätsanforderungen zu erfüllen, die nach der globalen Finanzkrise durch den Basel-III-Regulierungsrahmen eingeführt wurden. Andere Experten behaupten hingegen, dass die Liquiditätsanforderungen der Geschäftsbanken stattdessen mit kurzfristigen Staatsanleihen erfüllt werden können. Dies würde bedeuten, dass Zentralbanken weniger liquide Mittel über ihre Bilanzen für das Bankensystem bereitstellen müssten.
5 Kommentare
Ja müsste man schon lange einführen nach dem Vorbild von Norwegen.
Der norwegische Staatsfonds wird zum allergrössten Teil gespiesen durch Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung, also aus eine wertschöpfenden Prozess. Das sind u.a. Konsessionsgelder, also eine Art Steuereinnahme, die dann eben nicht in den laufenden Staatshaushalt sondern in den Fonds fliessen. Mit der norwegischen Nationalbank hat das gar nichts zu tun: Die Situation ist daher gar nicht "nach dem Vorbild von Norwegen".
Der Verkauf von Fremdwährung gegen CHF wird den Franken noch stärker machen. Zwar liegen sowohl der USD/CHF- als auch der EUR/CHF Wechselkurs derzeit über der Kaufkraftparität, was indiziert, dass der Franken weiterhin unterbewertet ist und daher im Prinzip Raum für eine Währungsintervention der SNB bestünde, aber die Marktverfassung und die konjunkturelle Stuation sprechen derzeit dagegen, Massnahmen zu treffen, die den Franken noch zusätzlich stärken. Dies auch unter Erwartung, dass der Franken weiter an Stärke zulegen wird, wenn sich die Zinsschere in den kommenden Monaten zu schliessen beginnt.
Ich erachte daher eine weitere Reduktion der Fremdwährungspositionen der SNB auf die kommenden 2 Jahre für unrealistisch. Ich denke vielmehr, dass die SNB damit investitiv umgehen wird.
Was spricht gegen einen Staatsfonds? 250 Mia wären ein guter Anfang.
Ein Staatsfonds hat nichts mit der Kernaufgabe der SNB zu tun und wir sollten es tunlichst vermeiden, Dinge miteinander zu verknüpfen, die zu Interessenskonflikten führen, weil das dann Schaden auf allen Seiten erzeugt.
Was aber nicht bedeutet, dass man nicht dennoch einen unabhängigen Staatsfonds auflegen kann. Die Frage ist einfach, was soll dessen Ziel sein und wie wird er gespiesen?