Angesichts der überraschend starken US-Inflationsdaten vom Freitag wetten Händler zum Start der neuen Woche erstmals darauf, dass die Leitzinsen im Euroraum erst im nächsten Jahr ihr Maximalniveau im Zyklus erreichen werden.

Die Preisgestaltung am Swap-Markt impliziert die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank ihren Einlagensatz im Februar 2024 auf bis zu 3,9 Prozent anheben wird. Noch vor wenigen Wochen hatten die Händler am Geldmarkt auf einen Zinsgipfel bei 3,5 Prozent im Juli gesetzt.

Am Markt für Staatsanleihen führten die Spekulationen zu neuem Verkaufsdruck. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg um bis zu vier Basispunkte auf 2,58 Prozent, den höchsten Stand seit 2011.

Ausgelöst wurde die Neujustierung der Zinserwartungen durch eine ganze Reihe starker Inflations- und Wachstumszahlen aus den USA. Zudem betonten mehrere EZB-Räte, dass zur Eindämmung der Teuerung weitere Zinanhebungen nötig sein werden.

Am Donnerstag anstehende Euroraum-Daten dürften laut von Bloomberg befragten Volkswirten zeigen, dass die Kerninflationsrate im Februar auf dem Rekordwert von 5,3 Prozent verharrt hat. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte im Interview mit der indischen Economic Times, es gebe “allen Grund”, im März mit einem Zinsschritt um 50 Basispunkte zu rechnen.

Indikatoren für Konjunktur und Kerninflation belegten “die fortgesetzte Widerstandsfähigkeit der europäischen Wirtschaft”, hiess es in einer Analyse von Goldman Sachs. “Um die Inflation wieder in Richtung Zielwert zu bringen, müssen die Kreditkonditionen für Unternehmen und Haushalte sowie die laufenden Lohnverhandlungen zeigen, dass sich die europäische Konjunktur tatsächlich ausreichend verlangsamt.”

Das Goldman-Strategenteam um George Cole sieht die Rendite zehnjähriger Bunds in den nächsten Wochen auf 2,75 Prozent klettern. Die EZB hat ihre Leitzinsen seit Juli um 3 Prozentpunkte angehoben, auf zuletzt 2,5 Prozent im Februar.

(Bloomberg)