«Die eigentliche Frage ist jetzt: Sollten wir im September einen Zinsschnitt von 50 Basispunkten haben?», sagte Bessent am Dienstag in einem Interview mit Fox Business. Er erinnerte daran, dass die Fed am 30. Juli die Zinsen unverändert gelassen hatte – nur zwei Tage später aber revidierte Daten veröffentlicht wurden, die ein schwächeres Jobwachstum für Mai und Juni auswiesen als zuvor angenommen.

Die Fed «hätte im Juni, Juli schon senken können», wenn sie diese neuen Zahlen damals bereits gekannt hätte, so Bessent. Er äusserte sich wenige Stunden nach dem jüngsten Inflationsbericht, der nach seiner Einschätzung zeigte, dass Ökonomen die Auswirkungen der Zollerhöhungen falsch eingeschätzt hatten.

Der US-Verbraucherpreisindex stieg im Monatsvergleich um 0,2 Prozent . Der Kernindex ohne Lebensmittel- und Energiekosten legte wie erwartet um 0,3 Prozent zu. Während die Teuerung bei Dienstleistungen anzog, war die Inflation bei Waren trotz der von Präsident Donald Trump verhängten Zollerhöhungen verhaltener.

«Alle hatten erwartet – wie Sie gerade gesagt haben – dass es Wareninflation geben würde. Tatsächlich gab es aber diese sehr merkwürdige Dienstleistungsinflation», erklärte Bessent.

Bessent zeigte sich zudem «hoffnungsvoll», dass Trumps Kandidat für den derzeit offenen Posten im Fed-Board, Stephen Miran, rechtzeitig zur Sitzung am 16. und 17. September im Amt sein wird. Miran, Chef des wirtschaftspolitischen Beraterstabs des Weissen Hauses, muss noch vom Senat bestätigt werden. Seine Ernennung gilt zunächst bis Januar, könnte aber verlängert werden.

«Er wird eine grossartige Stimme sein», so Bessent. «Das wird die Zusammensetzung der Fed verändern.»

Zum Nachfolger von Fed-Chef Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai endet, sagte Bessent, dass «ein sehr weites Netz» ausgeworfen werde und Trump «sehr offen» sei. Er nannte drei Kriterien für die Auswahl: die Haltung zu Geldpolitik und Regulierung sowie die Fähigkeit, die Notenbank zu führen und zu reformieren. Die Fed sei «aufgebläht» und habe dadurch ihre geldpolitische Unabhängigkeit gefährdet.

Mit einem Seitenhieb auf die Kosten des Fed-Grossprojekts zur Sanierung ihres Hauptsitzes in Washington erklärte Bessent, dass er sein eigenes Büro auf eigene Kosten renovieren lasse. Die Sanierung des Fed-Komplexes hatte bei Republikanern wegen ihres Preises von 2,5 Milliarden Dollar heftige Kritik ausgelöst.

«Ich renoviere mein Büro im Finanzministerium – und ich bezahle es persönlich», sagte Bessent.

Trump hatte Powell wegen der Baukosten bereits scharf attackiert – zusätzlich zu seiner regelmässigen Kritik, dass der Fed-Chef in diesem Jahr noch keine Zinssenkung eingeleitet habe. Powell und viele seiner Kollegen hatten betont, erst mehr Belege dafür sehen zu wollen, wie sich die Zollerhöhungen auf Inflation und Inflationserwartungen auswirken.

(Bloomberg)