Im Frühjahr 2024 bezahlte man noch keine 11 Dollar je Oklo-Aktie. In den seither vergangenen eineinhalb Jahren sind die Valoren des auf Kernenergie spezialisierten US-Unternehmens um mehr als 1200 Prozent gestiegen. Ende September erreichten sie bei 142 Dollar einen Rekordstand.

Aktuell kosten sie noch 127 Dollar. Trotz des Kursrückgangs weisen sie seit Anfang Jahr einen 500-prozentigen Zuwachs auf. Der Gesamtmarkt, gemessen am Russel-2000-Index, stieg im gleichen Zeitraum um 11 Prozent und somit markant weniger stark als die Oklo-Valoren. Diese wiederum sind im laufenden Jahr die viertstärksten aller Russell-2000-Aktien.

Institutionelle Anleger kaufen zu

Auch grosse institutionelle Investoren stecken Geld in Oklo. Beispielsweise hat Blackrock per Ende Juni seine Position um 5,84 auf 7,32 Millionen Aktien respektive 4,96 Prozent ausgebaut. Derweil blieb der Anteil von Vanguard bei 5,89 Prozent. Auch die UBS, JPMorgan und Goldman Sachs sind an dem Unternehmen aus Kalifornien beteiligt. Das Gros der Analysten ist zudem überzeugt: Die Aktie ist ein Investment. 53 Prozent der Experten stufen sie mit «Buy», 41 Prozent mit «Hold» und 6 Prozent mit «Sell» ein.

«Die Cashflows dürften mit der Erweiterung des Anlagenportfolios jährlich wesentlich steigen», sagt die zuständige Analystin der britischen Bank Barclays. Sie hat die Abdeckung von Oklo Ende September mit einem «Overweight»-Rating aufgenommen und das Kursziel bei 146 Dollar angesetzt. Demnach sieht sie die Aktien mittelfristig auf einen neuen Höchststand klettern.

Mehr Kernenergie

Getrieben wird die Entwicklung durch den Boom der Künstlichen Intelligenz. Technologiekonzerne investieren in grossem Stil in Rechenzentren, die erhebliche Mengen Strom benötigen. Und der soll nun vermehrt aus Kernenergie kommen. Angaben von Bloomberg Intelligence zufolge dürfte der Bedarf an Strom zur Speisung von KI die Kernenergie derart aufkommen lassen, dass die Reaktorkapazität in den USA bis 2050 um 60 Prozent steigt.

Den Kernkraftunternehmen kommt entgegen, dass sich auch die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hinter die Nukleartechnologie gestellt hat. Sie sieht darin eine Energiequelle nicht nur für Künstliche Intelligenz, sondern auch für kritische Verteidigungseinrichtungen - Kernkraft steht hierbei im Dienst der nationalen Sicherheit, wie einer Regierungsnotiz vom Mai dieses Jahres zu entnehmen ist.

Derweil wird die Kursentwicklung der Oklo-Aktien durchaus von Hoffnungen in die Zukunft begünstigt. Das Unternehmen will in einem Staatsprogramm wenigstens einen seiner drei Reaktoren bis Mitte 2026 in Betrieb nehmen. «Wir gehen davon aus, dass mindestens einer unserer Reaktoren diesen Termin einhält», sagt CEO Jacob DeWitte.

Nicht alle Analysten sind von Oklo überzeugt. Am Montag hat der Experte von BNP Parisbas das «Underperform»-Rating bestätigt. Er sagt einen Absturz der Valoren auf 14 Dollar voraus. Damit würden die Kursgewinne der zurückliegenden Monate praktisch ausradiert. Aktuell sind die Valoren mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29,6 zumindest kein Schnäppchen mehr.

Reto Zanettin
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