Der Kursverlauf ist ernüchternd: Die Valoren von Shutterstock haben seit dem Rekordstand von 127 Dollar im Herbst 2021 rund 85 Prozent an Wert verloren und werden derzeit zu 18,82 Dollar gehandelt. Auf diesem Niveau sind sie so günstig, dass man von einem attraktiven Einstiegspunkt sprechen kann.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 12,6 und damit deutlich unter jenem des amerikanischen Aktienmarktes. Dieser ist mit einem KGV von 22,3 historisch gesehen hoch bewertet - der langjährige KGV-Schnitt des breiten US-Marktes ist nach Angaben von JPMorgan 16,6. Zudem: Shutterstock hat sich in den letzten Jahren als solider Dividendenzahler erwiesen. Seit 2020 wurde die Zahlung an die Aktionäre von 0,17 Cent je Quartal auf 0,33 Cent je Quartal angehoben.
Die Dividendenrendite beträgt aktuell 7 Prozent. Und für nächsten März sagt Bloomberg eine Ausschüttung von 0,36 Cent voraus, womit sich die Eigentümer doch noch weiter von der gefallenen Aktie profitieren können. Geht es ausserdem nach dem zuständigen Analysten der US-Grossbank Morgan Stanley haben die Valoren auch viel Luft nach oben. 28,85 Dollar traut der Experte den Titeln des Anbieters von Digitalbildern zu. Dieses Zwölf-Monate-Kursziel entspricht einem Gewinnpotenzial von 53 Prozent gegenüber der aktuellen Notierung.
Künstliche Intelligenz als Risiko
Das im S&P SmallCap 600 gelistete Unternehmen arbeitet profitabel. Im November berichtete das Management über einen Reingewinn von 36,4 Millionen Dollar und einen Gewinn je Aktie von 0,99 Dollar für das dritte Quartal. Beide Zahlen lagen tiefer als im Vorjahresquartal. Dafür stieg der Drittquartalsumsatz auf 260 von 250 Millionen Dollar. Die Investoren quittierten das Ergebnis mit Zukäufen, die Aktie gewann am Berichtstag 5,5 Prozent.
Indes stellt sich die Frage, ob Shutterstock sein Geschäftsmodell an das Aufkommen der Künstlichen Intelligenz (KI) anpassen und so weiter erfolgreich sein wird - oder ob KI dem Unternehmen aus New York weiter zusetzt. Rückenwind kann zwar von Personen kommen, die ihre KI-generierten Bilder über die Bilddatenbank vertreiben wollen, oder von Technologiefirmen, die ihre KI-Modelle mit umfangreichen Bilddaten trainieren möchten und deshalb auf Anbieter wie Shutterstock zugreifen.
Jedoch: Es gibt KI-Werkzeuge wie Midjourney, aus denen grundsätzlich jedermann eigene Bilder generieren kann. Man ist deswegen nicht mehr oder weniger auf kostenpflichtige Bilddatenbank wie Getty Images oder Shutterstock angewiesen. Es ist mittlerweile möglich, mit einer Texteingabe - einem sogenannten Prompt - qualitativ gute Bilder zu erzeugen, sei es von einem Strand, von Bergen oder einer Stadt.
Ein Schritt zur Anpassung an das sich verändernde Marktumfeld wurde bereits in Angriff genommen. Getty Images und Shutterstock wollen sich zusammenschliessen, wie einer Mitteilung vom Januar zu entnehmen ist. Mitunter sollen jährliche Kostensynergien zwischen 150 und 200 Millionen US-Dollar erzielt werden, wie Shutterstock angekündigt hat. Der Deal ist aber noch nicht abgeschlossen, die Regulatoren müssen erst noch grünes Licht geben.
Morgan Stanley stuft die Shutterstock-Aktie mit «Equal-Weight» ein, was einem «Hold»-Rating entspricht. Wer die Titel schon besitzt, muss sie nicht dringend verkaufen. Wer zugreift, setzt auch darauf, dass ein Schritthalten mit dem technologischen Wandel gelingt.

