"Die Laufschuhfirma On wirkt unsympathisch" - so betitelte das Wirtschaftsmagazin "Bilanz" kürzlich einen Kommentar zum Zürcher Laufschuh- und Sportartikelhersteller On. Bemängelt wird darin "der Verlust der Bodenhaftung" der Firmengründer. Nicht unbedingt deshalb, weil die fünf Mitglieder der Geschäftsleitung für 2021 einen Lohn von zusammen 83,6 Millionen Franken oder 17 Millionen Franken pro Kopf verdeint haben - was notabende mehr ist als das Salär von Roche-Konzernchef Severin Schwan, der während Jahren bestbezahlter Topmanager Europas war.

Bemängelt wird im Kommentar vielmehr die Art und Weise, wie On-Mitgründer David Allemann den Betrag rechtfertigte. Die Boni hätten nicht die Gründer, sondern die Alt-Investoren vor dem Börsengang beschlossen – um sicherzustellen, dass die Interessen "gleichgeschaltet" bleiben. Die Interpretation der "Bilanz" zu diesen Aussagen: Die Gründer müssten mit Millionen motiviert werden, ihrer Gründung treu zu bleiben.

Der derzeitige Aktienkurs von On wirkt nun primär für die Investoren unsympathisch. Er fiel am Freitag über 7 Prozent auf ein neues Allzeittief von 16,05 Dollar. Das Handelsvolumen war am Tag laut Daten von Bloomberg so hoch wie seit dem 16. August nicht mehr. On weist noch eine Marktkapitalisierung von etwa über 5 Milliarden Dollar auf. Den Konkurrenten Nike bewertet die Börse mit 130 Milliarden Dollar.

Nike war es auch, welche die Aktie von On am Freitag talwärts schickte. Der weltgrösste Sportartikel-Hersteller gab einen Gewinneinbruch bekannt und warnte vor weiterem Margendruck wegen des starken Dollar und hoher Lagerbestände, die mit Rabatten losgeschlagen werden müssten. Die Nike-Titel verloren 13 Prozent. Im Sog des aktuellen Nike-Kursrutschs fielen auch die Aktien von Under Armour um 10 Prozent und Lululemon um 7 Prozent. Der Sportartikel-Händler Foot Locker büssten 5 Prozent ein.

Fallhöhe der Aktie aus Investorensicht äusserst unangenehm

Insofern war auch der Kursverlust von On in diesem Umfeld am Freitag nicht überraschend. Allerdings ist die Fallhöhe der Aktie aus Investorensicht seit dem letzten Jahr hoch und sieht für Investoren, darunter auch Roger Federer, ernüchternd aus: Seit Mitte November 2021, als die Aktie einen Stand von 55,87 Dollar erklommen hatte, ist der Kurs fast 70 Prozent eingebrochen. Noch am ersten Handelstag der Aktie, am 16. September 2021, war der Titel 48 Prozent auf 35,40 Dollar in die Höhe geschossen.

Die letzte operative Wasserstandsmeldung von On kam Mitte August, als ein Umsatzplus von rund zwei Drittel auf 523 Millionen Franken für die erste Jahreshälfte vermeldet wurde. Vor allem in Nordamerika, Japan und Australien war das Wachstum stark. Die operative Marge (Adjusted EBITDA) ging allerdings um fast 2 Prozentpunkte auf 8,9 Prozent zurück. Im laufenden Jahr wird ein Umsatz von 1,1 Milliarden Franken bei einer Marge von 13,2 Prozent angestrebt. Damit zeigte sich das Management im August zuversichtlicher als noch im Mai.

Inwiefern dieser Optimismus im Licht der Zahlen von Nike noch gerechtfertigt ist, bleibt abzuwarten. Die Börse hat seit letztem Freitag offenbar Zweifel. Der Aktie haftet seit der Kotierung im letzten Jahr ohnehin ein Ruf der Überbewertung an. Die Firma wird im besten Fall erst im Lauf des nächsten Jahres profitabel sein. Auf Basis von verschiedenen Prognosen ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie von (hohen) 60. Das prognostizierte KGV betrug auch schon mal über 150. Von den 13 Analysten, welche zu On ein Urteil abgeben und von Bloomberg erfasst werden, haben neun ein Kauf-Rating, deren drei ein "Hold" und ein Analyst rät zum Verkauf der Aktie.