ABB hat im zweiten Quartal unter der schwachen Nachfrage gelitten. Sowohl beim Auftragseingang wie beim Reingewinn wurden die Erwartungen der Investoren verfehlt. Entsprechend negativ ist das Anleger-Sentiment. Die ABB-Papiere verlieren in den ersten zwei Handelsstunden am Donnerstag über 4 Prozent und notieren derzeit (11.15 Uhr) bei 20,52 Franken.
Der Auftragseingang fiel um sieben Prozent auf 9,312 Milliarden Dollar, wie ABB am Donnerstag mitteilte. Der Nettogewinn kletterte hingegen um 16 Prozent auf 763 Millionen Dollar. Die Erwartungen enttäuschte der Konzern mit beiden Kennzahlen. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Auftragseingang von 10,242 Milliarden Dollar und einem Nettogewinn von 791 Millionen Dollar gerechnet.Hingegen stieg die Profitabilität an. Die EBIT-Marge kletterte von 10,4 im Vorquartal auf 11,6 Prozent.
"Der Auftragseingang ist vor allem aufgrund der Ende letzten Jahres eingeleiteten strategischen Neupositionierung der Division Energietechniksysteme mit ihrem Fokus auf eine selektivere Projektauswahl und höhere Profitabilität gesunken", erklärte der scheidende Konzernchef Joe Hogan. Zudem hätten Verzögerungen bei der Vergabe von Großaufträgen im Zuge der weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten den Auftragseingang im zweiten Quartal belastet.
Wenig Revisionsbedarf bei den Analysten
Trotz der verfehlten Zielvorgaben halten Analysten an ihren Schätzungen fest. Laut den Aktienauguren der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sind die Quartalszahlen bis auf den Auftragseingang im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Der tiefere Auftragseingang rühre mehrheitlich von der selektiveren Projektauswahl bei Power Systems. "Entsprechend dem Ausblick sehen wir nicht zu grossen Revisionsbedarf unserer Schätzungen. Der Titel bleibt mit «Übergewichten» eingestuft", schreibt die Bank in einer Aktienanalyse.
Zurückhaltend gibt sich die Bank J. Safra Sarasin. Es brauche eine klare Verbesserung des Auftragseingangs im zweiten Halbjahr, damit die Aktie wieder Zug nach oben bekomme, schreibt die Bank in einem Marktbericht. Die Bank hält dennoch an ihrem Rating "Neutral" fest.
Der Analyst der Notenstein Privatbank hingegen rät Anlegern, die Kursrückgänge zum Positionsaufbau zu nutzen. Der mittelfristige Ausblick stimme zuversichtlich.
Zurückhaltender Ausblick
Mit Blick nach vorne zeigt sich ABB nach wie vor zurückhaltend. Zu Beginn des zweiten Halbjahres 2013 seien keine klaren Veränderungen bei den Nachfragetrends zu beobachten, so ABB. So blieben die langfristigen Wachstumstreiber unverändert bestehen, die Nachfragesituation im weiteren Jahresverlauf 2013 werde aber voraussichtlich massgeblich durch kurzfristige Trends wie die Entwicklung der Industrieproduktion und staatlichen Investitionen bestimmt.
"Unser Ausblick für den restlichen Jahresverlauf bleibt gegenüber dem Ende des ersten Quartals unverändert. Die makroökonomischen Indikatoren sind zunehmend uneinheitlich, was es schwierig macht, Prognosen für den zeitlichen Verlauf von Auftragseingängen abzugeben", lässt sich Konzernchef Joe Hogan am Donnerstag bei Vorlage der Halbjahreszahlen 2013 zitieren.
Starker Auftragsbestand
Der weiterhin starke Auftragsbestand werde jedoch helfen, diese Unsicherheiten abzufedern. In diesem Marktumfeld werde man sich auf die Abwicklung von Projekten aus dem Auftragsbestand konzentrieren und das breite Portfolio und die weltweite geografische Aufstellung nutzen, um "profitable Wachstumschancen im Einklang mit unseren Zielvorgaben für 2011 bis 2015 auszuschöpfen."
ABB strebe weiterhin jährliche Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen in Höhe von 3 bis 5% der Umsatzkosten an, heisst es weiter.
(Reuters/AWP/cash)