2018 war kein gutes Jahr für die Aktionäre von ABB. Selbst wenn man den Dividendenabgang von Anfang April aufrechnet, hat die Aktie im letzten Jahr gut 25 Prozent eingebüsst. Zum Vergleich: Der dividendenbereinigte Swiss Market Index (SMI) verlor gerademal 7 Prozent.

Wohin der Kurs heuer geht, wissen wir natürlich nicht. 2019 wird aber als Jahr der grossen Veränderungen in die Firmengeschichte eingehen. Denn ABB will 80,1 Prozent des Stromnetzgeschäfts (Power Grids) für bis zu 7,8 Milliarden Dollar an das japanische Partnerunternehmen Hitachi verkaufen. Der Erlös soll dann im vollen Umfang über Aktienrückkäufe an die Aktionäre zurückgeführt werden.

Werden den Aktionären Andienungsrechte zugeteilt?

Schätzungen der Deutschen Bank zufolge sind dies über die nächsten 12 bis 18 Monate ganze 19 Prozent der momentanen Börsenkapitalisierung. Die Jahresdividende aufgerechnet, entspräche dies dann sogar rund 23 Prozent des Marktwertes. Mit anderen Worten: Je nachdem, in welcher Form ABB eigene Aktien zurückkauft, könnte ein Geldregen über die Aktionäre hereinprasseln.

Das wäre vor allem dann der Fall, sollte das Unternehmen den Aktionären handelbare Andienungsrechte zuteilen. Wer nicht davon Gebrauch machen will, verkauft diese dann einfach und kassiert den Verkaufserlös für das Andienungsrecht. So fliesst wenigstens Geld, dies im Unterschied zu einem eigentlichen Aktienrückkaufprogramm.

Die ABB-Aktie (rot) im 12-Monats-Vergleich mit dem SMI (grün) (Quelle: www.cash.ch)

Und Geld dürfte auch nach der Rückführung der bis zu 7,8 Milliarden Dollar an die Aktionäre reichlich vorhanden sein. ABB ist nur geringfügig verschuldet und verfügt damit über eine solide Bilanz. Das wiederum bietet Raum für ergänzende Firmenübernahmen.

Aktie findet zusehends wieder Zuspruch

Die Möglichkeit ergänzender Firmenübernahmen ist wichtig. Denn wie die Deutsche Bank weiter schreibt, wird ABB durch die geplante Abspaltung des Stromnetzgeschäfts nicht nur schlanker, sondern auch fokussierter. Im Fokus stehen die Wachstumsmärkte Automation, Robotik und Energiemanagement. Das birgt einen weiteren Vorteil: Das Unternehmen unterliegt zukünftig geringeren Ertragsschwankungen. Gleichzeitig verabschiedet sich ABB von der komplizierten Matrix-Struktur. Dadurch lassen sich Kosten sparen.

In den ersten Januar-Tagen konnte die Aktie von ABB bereits etwas Boden gutmachen. Sie erhält in Analystenkreisen vermehrt wieder Zuspruch, wie die Heraufstufung von "Neutral" auf "Buy" durch Merrill Lynch vom Dienstag zeigt (cash berichtete). Während die US-Investmentbank ein Kursziel von 23,50 Franken errechnet, kommt die Deutsche Bank sogar auf eines von 24 Franken (derzeit: 19,31 Franken).

Als ABB Mitte November die Abspaltung des Stromnetzgeschäfts bekanntgab, reagierte die Aktie mit sehr überblickbarem Kursgewinn. Merrill Lynch und der Deutschen Bank zufolge sollten ihr aber spätestens die Umsetzung der Pläne sowie die Aktienrückkäufe neues Leben einhauchen. Nach dem bitteren 2018 stehen die Chancen jedenfalls gut, dass das Jahr 2019 aus Sicht des Unternehmens und der Aktionäre besser werden könnte.