Der deutsche Sportartikelhersteller schraubte die Prognose für das Betriebsergebnis am Dienstagabend um 300 Millionen auf rund 1,0 Milliarden Euro nach oben. Zuletzt hatte Adidas vor drei Jahren mehr als eine Milliarde verdient. Der Umsatz werde 2024 um fast zehn Prozent zulegen, erklärte das Unternehmen. Bisher hatte die Nummer zwei auf dem weltweiten Sportartikelmarkt mittlere bis hohe einstellige Zuwachsraten in Aussicht gestellt. Es ist das zweite Mal in drei Monaten, dass Adidas seine Erwartungen erhöht hat - die neue Prognose liegt doppelt so hoch wie die, mit der Gulden in sein zweites Jahr gegangen war.

Das zweite Quartal sei besser gelaufen als gedacht, erklärte Adidas in Herzogenaurach: Der Umsatz stieg währungsbereinigt um elf Prozent auf 5,82 Milliarden Euro und übertraf die Prognosen der Analysten damit deutlich. Adidas-Chef Gulden selbst hatte dem Unternehmen zweistellige Wachstumsraten erst für das zweite Halbjahr zugetraut. Das Betriebsergebnis verdoppelte sich von April bis Juni nahezu auf 346 (Vorjahr: 176) Millionen Euro - auch weil der Verkauf von Restposten der eingestellten «Yeezy»-Kollektion des Skandal-Rappers «Ye» (Kanye West) unerwartet nochmals 50 Millionen Euro Gewinn brachte. Nach sechs Monaten steht Adidas damit bei einem operativen Gewinn von 682 (2023: 236) Millionen Euro - und hätte die bisherige Prognose damit schon fast erreicht.

Die rosigeren Aussichten liessen die Adidas-Aktie im Frankfurter Parketthandel ins Plus drehen. Am frühen Abend legte sie 2,7 Prozent auf 237,30 Euro zu.

Die Bruttomarge lag im zweiten Quartal bei 50,8 Prozent - minimal unter Vorjahr, in dem freilich der erste Schlussverkauf für «Yeezy» die Margen nach oben getrieben hatte. Diesmal liege die hohe Marge an niedrigeren Beschaffungskosten, geringeren Rabatten und einer günstigeren Zusammensetzung der verkauften Ware, erklärte das Unternehmen. Gulden hat die Marschroute seines Vorgängers Kasper Rorsted korrigiert und setzt verstärkt wieder auf den Verkauf über den Sportfachhandel. Negative Währungseffekte dürften die Margen aber auch im zweiten Halbjahr belasten, warnte das Unternehmen.

EM und Copa America: Doppelsieger Adidas

Der Erzrivale Nike hatte sich mit der Konzentration auf den Online-Verkauf ebenfalls verkalkuliert und Ende Juni mit einem trüben Ausblick die Märkte

schockiert

. Für das Geschäftsjahr 2024/25 (per Ende Mai) erwartet Nike einen Umsatzrückgang um etwa fünf Prozent - trotz sportlicher Grossereignisse wie der Europa- und Südamerika-Meisterschaft im Fussball und den Olympischen Spielen in Paris. Sowohl Europameister Spanien als auch Copa-America-Sieger Argentinien spielen in Adidas-Trikots. «Was Gulden zurückgebracht hat, ist die Konzentration auf den Sport», sagte Investmentmanager Simon Jäger von Flossbach von Storch kürzlich.

Vor allem dem Marktführer Nike hat der Höhenflug neuer Sport-Marken wie Hoka, Lululemon und On geschadet. Adidas kann dagegen weiter auf den Erfolg seiner Retro-Modelle wie «Samba» und «Gazelle» bauen, die inzwischen als Freizeitschuhe populär sind. 

(Reuters)