Die Anteilsscheine von Airbus fallen um 10 Prozent auf 184 Euro - und damit auf ein Zwei-Monate-Tief.
Der Flugzeugbauer hat Insidern zufolge nach dem Softwareproblem bei bereits ausgelieferten A320-Flugzeugen mit Qualitätsmängeln in der Produktion zu kämpfen. Diesmal gehe es um mangelhafte Rumpfteile bei mehreren Dutzend A320-Maschinen, die sich noch in Produktion befänden, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Montag aus Branchenkreisen.
Anzeichen dafür, dass auch bereits ausgelieferte Flugzeuge betroffen seien, gebe es nicht. Airbus äusserte sich zunächst nicht dazu.
Der Boeing-Rivale fährt derzeit seine Produktion hoch, um seine Auslieferungsziele für das laufende Jahr noch zu schaffen. Laut Insidern hat Airbus im November 72 Flugzeuge an die Kunden übergeben, seit Jahresbeginn sind es damit 657 Maschinen. Um die Zielmarke von etwa 820 Auslieferungen im Gesamtjahr zu schaffen, müssten allein im Dezember mehr als 160 Flugzeuge übergeben werden - das wäre ein Rekord.
Die Softwareprobleme bei rund 6000 A320-Flugzeugen in Kundenhand sind unterdessen weitgehend behoben. Die überwiegende Mehrheit der Maschinen habe inzwischen die erforderlichen Modifikationen erhalten, teilte Airbus mit. «Wir arbeiten mit unseren Airline-Kunden zusammen, um die Modifizierung der weniger als 100 verbleibenden Flugzeuge zu unterstützen und sicherzustellen, dass sie wieder in Betrieb genommen werden können.» Der europäische Flugzeugbauer entschuldige sich für «alle Unannehmlichkeiten und Verspätungen, die Passagieren und Fluggesellschaften durch dieses Ereignis entstanden sind».
Die Lufthansa erklärte, sie habe bei allen betroffenen Flugzeugen Software-Anpassungen vorgenommen und diese Massnahme im Verlauf des Samstags, 29. November, erfolgreich abgeschlossen. Es sei zu keinen operativen Auswirkungen im Flugbetrieb gekommen. Auch zahlreiche andere Fluggesellschaften teilten mit, sie hätten ihre Flotten wieder auf den aktuellen Stand gebracht. Allerdings seien bei einigen Fliegern aufwändigere Reparaturmassnahmen nötig, was zu Ausfällen führe. So setzte etwa die kolumbianische Gesellschaft Avianca Buchungen bis zum 8. Dezember aus.
Auslöser der Rückrufaktion war ein unbeabsichtigter Höhenverlust bei einem JetBlue-Flug am 30. Oktober, bei dem zehn Passagiere verletzt wurden. Als mögliche Ursache für den ursprünglichen Vorfall gilt intensive Sonneneinstrahlung. Laut Airbus könnte starke Strahlung Daten beschädigt haben, die für die Steuerung wichtig sind. Am Freitag ordnete Airbus deswegen an, die Software bei den Maschinen vor dem nächsten Abflug zu aktualisieren. Es handelt sich um den bislang grössten Rückruf in der Geschichte des Flugzeugbauers.
Beim Grossteil der Flugzeuge genügte es, eine andere Softwareversion per Kabel einzuspielen. Einige ältere Maschinen benötigen jedoch einen neuen Rechner.
(Reuters)
