Ein Flugverkehr in eigener Regie mit dem Airline-Code AB sei nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens "nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich", teilte das Unternehmen am Montag mit. Davon ausgenommen sind die rund 80 Maschinen, die voraussichtlich die Lufthansa übernehmen wird, darunter die österreichische Tochter Niki und die Regionaltochter LGW. Die Zukunft der übrigen gut 50 der mittlerweile nur noch 134 Flugzeuge der Air-Berlin-Flotte hängt davon ab, ob auch mit Easyjet noch ein Verkauf ausgehandelt werden kann. Der britische Billigflieger war ebenfalls an etlichen Jets interessiert, zögerte aber Insidern zufolge zuletzt.

Unterdessen werden Kündigungen und Job-Wechsel für Air-Berlin-Mitarbeiter vorbereitet, die voraussichtlich nicht alle bei den neuen Flugzeugeigentümern unterkommen werden. So seien die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über Sozialpläne angelaufen, erklärte das Unternehmen. Damit bestätigte Air Berlin weitgehend Informationen des Betriebsrats, über die die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag berichtet hatte. Die Betriebsräte hatten nach einem Gespräch mit der Geschäftsführung die Sorge geäussert, dass rund 1400 Beschäftigten des Verwaltungs- und Bodenpersonals die Kündigung droht. Wer für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs gebraucht werde, könne noch bis Ende Februar 2018 bleiben. Die anderen Mitarbeiter würden wohl freigestellt.

Das Unternehmen lehnte erneut einen Kommentar zu den befürchteten Massenentlassungen ab und verwies auf die Gespräche über einen Sozialplan. In dieser Woche soll es Job-Messen am Firmensitz in Berlin mit potenziellen künftigen Arbeitgebern geben - darunter der Chemiekonzern BASF und die Deutsche Bahn.

Air Berlin beendet eigene Geschäfte «Zug um Zug»

Einem Insider zufolge sollen die Kündigungen nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens ausgesprochen werden. Das ist spätestens Anfang November zu erwarten. Von diesem Zeitpunkt an müsste Air Berlin die Löhne und Gehälter, die seit August von der Bundesagentur für Arbeit kommen, selbst stemmen. Damit drohen die Verluste weiter zu steigen - zu Lasten der Gläubiger. Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann und der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus schrieben in einem Brief an die Belegschaft, nach Abschluss der Kaufverträge müsse Air Berlin daher "die eigene Geschäftstätigkeit Zug um Zug beenden".

Air Berlin ist seit Mitte August pleite. Der Konzern verhandelt noch bis Donnerstag mit Lufthansa und dem britischen Billigflieger Easyjet exklusiv über den Kauf von Teilen der Fluggesellschaft. Der Staatssekretär im deutschen Wirtschaftsministerium, Matthias Machnig, geht davon aus, dass die Gespräche und Verträge bis dahin unter Dach und Fach gebracht werden. Zuletzt gab es jedoch Medienberichte, dass die Verhandlungen mit Easyjet über den Kauf von 27 bis 30 Flugzeugen scheitern könnten. Die Briten hätten ihr ursprüngliches Angebot von rund 50 Millionen Euro reduziert, berichtete die Zeitung "B.Z." unter Berufung auf Air-Berlin-Kreise. Ausserdem gebe es Streit um Landerechte in Düsseldorf und Berlin-Tegel mit Lufthansa.

Air Berlin und Easyjet lehnten Stellungnahmen dazu ab. Analysten und Branchenexperten hatten jüngst die Erwartung geäussert, dass sich Easyjet auch für Start- und Landerechte der insolventen britischen Fluggesellschaft Monarch interessieren dürfte. Diese Airline hatte Anfang Oktober überraschend ihren Flugbetrieb eingestellt.

(Reuters)