Mit den Valoren des Transportunternehmens Kühne+Nagel ging es nach den Zollankündigungen von Donald Trump Anfang April in den Keller. Der Titel verlor innert Wochenfrist mehr als 15 Prozent und stand am 9. April auf einen Jahrestiefstkurs von 168,25 Franken.
Seither befinden sich die Aktien des Schweizer Transportunternehmenssetzten auf Erholungskurs. In dieser Börsenwoche steht ein Kursgewinn von 8 Prozent auf 193,20 Franken bis am Freitagnachmittag zu Buche. Im Swiss Market Index (SMI) legten nur Logitech mit 10 Prozent stärker zu. Auf Jahresfrist notieren Kühne+Nagel aber immer noch 22 Prozent tiefer.
Die Deutsche Bank, welche den Titel mit einem Kursziel von 201 Franken zum Kauf empfiehlt, betonte nach der Verhängung der US-Zölle im April, dass die kurzfristigen Risiken beim Bruttoinlandprodukt (BIP) für die USA und Europa eher nach unten tendieren. «Die Gewinne europäischer Transportunternehmen werden vom BIP bestimmt, weshalb wir unsere Gewinnprognosen senken mussten. Für die Speditionen und DHL haben wir moderate Gewinnrevisionen vorgenommen, sehen aber nach den gestrigen Zollankündigungen keinen Grund für weitere Ergebnisanpassungen.»
Deutsche Post DHL und Kühne+Nagel als globale Frachtunternehmen sind gut aufgestellt, um ihre Kunden bei volatilen Handelsbedingungen zu unterstützen, schreiben die Analysten der Deutschen Bank weiter. «In beiden Fällen haben die Managementteams Prognosen für 2025 festgelegt, die unserer Ansicht nach realistisch sind und die Auswirkungen erheblicher Zölle berücksichtigen.»
Die Gewinne könnten auf oder nahe dem Mindestniveau liegen, und beide Aktien werden unterhalb der Multiplikatoren zur Zyklusmitte gehandelt, so die Deutsche Bank weiter. Deutsche Post DHL wird mit einem Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) von 12 (historische Spanne von 10 bis 16) für 2026 und einer Dividendenrendite von 5 Prozent gehandelt, während Kühne+Nagel mit einem Unternehmenswert im Verhältnis zum Gewinn vor Zinsen und Steuern (EV/EBIT) von 14,6 (historische Spanne von 13 bis 19) und einer Dividendenrendite von 4,3 Prozent aufwartet.
Der Suez-Kanal als Problem
Für alle grossen Transportunternehmen im Container-Verkehr wie Maersk, Hapag-Lloyd oder Kühne+Nagel, ist der unpassierbare Suez-Kanal weiterhin ein problematischer Kosten- und Nachfragepunkt. Dies, weil die Schiffe Richtung Europa über das Kap der guten Hoffnung in Südafrika fahren müssen. Das führt zu deutlichen Mehrkosten beim Seetransport mit entsprechend sinkender Nachfrage. In Zahlen liegen die Containerüberfahrten um rund 90 Prozent unter dem Normalbetrieb, schreiben die Analysten von JP Morgan in einer Analyse am Dienstag.
Nach dem kürzlich erklärten Waffenstillstand mit den Huthi gibt es zunehmende Diskussionen über die Rückkehr der Kapazitäten ins Rote Meer. Bisher planen jedoch keine grossen Containerschifffahrtsunternehmen eine Rückkehr in die Region, schreiben die Experten von JP Morgan weiter. Die Branche habe sich weitgehend an die neue Normalität längerer Fahrten angepasst.
Fazit: Die geopolitische Lage in Verbindung mit den US-Zöllen, welche auf das Wirtschaftswachstum drücken, schränken das Kurspotenzial bei Kühne+Nagel für den Moment ein. Für langfristige Anleger ist die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau eine Überlegung wert. Die Bewertung ist gut gegen unten abgesichert, da die negativen Perspektiven eingepreist sind. Die Dividendenrendite ist mit 4,3 Prozent attraktiv.