In den vergangenen Tagen haben sich Anleger von Aktien des Pharmaunternehmens Novartis getrennt. Die Valoren sind seit Montag um 4,0 Prozent auf 92,40 Franken gefallen (Stand: Freitagmittag). Gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag der vorangehenden Woche verloren sie sogar 6,9 Prozent. Damals hatten sie bei 99,21 Franken ein Zwischenhoch erklommen.

Wesentlich besser schneidet das Technologieunternehmen ABB ab. Dessen Aktien steigen auf Wochensicht über 11 Prozent, wozu vor allem der Schub nach der Zahlenvorlage am Donnerstag beigetragen hat. Auch der Gesamtmarkt (Swiss Market Index, SMI) zog an, und zwar um 0,7 Prozent auf 12'018 Punkte und obwohl er durch das Schwergewicht Novartis gebremst wurde.

Dabei hat das Pharmaunternehmen aus Basel am Donnerstag solide Zahlen zum zweiten Quartal abgeliefert. Der Nettoumsatz, das operative Kernergebnis und der Kernreingewinn stiegen im Vergleich zum zweiten Quartal 2024 und übertrafen die Erwartung der von der Nachrichtenagentur AWP befragten Analysten.

Zudem hat das Management den Ausblick für das operative Kernergebnis des Jahres 2025 angehoben. Neu geht es von einem Wachstum im niedrigen Zehnerbereich aus. Bislang wurde ein Wachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erwartet.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) deutete dies als eine Anhebung auf neu 13 bis 14 Prozent von bisher 11 bis 12 Prozent. Der zuständige Analyst dämpfte die Euphorie jedoch. Er war von einer Anhebung der Guidance ausgegangen. Die Ansage des Managements war aber «etwas weniger als wir erwartet hatten», hiess es in seinem Kommentar. Die Bank stuft Novartis mit «Marktgewichten» ein.

Auch im Handel wurden die Mitteilung von Novartis nüchtern aufgenommen. Es habe keine wirklich positive Überraschung gegeben, sagte eine Börsianerin gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Die UBS schrieb von einer leichten Enttäuschung der Anleger, sie hätten mehr von der Anhebung der Prognose erwartet. Als weitere Enttäuschung werteten die Analysten der Grossbank den Abgang des Finanzchefs Harry Kirsch, der angesehen gewesen sei. Kirsch wird per März 2026 zurücktreten, nach einer 22-jährigen Karriere bei Novartis. Seine Nachfolge wird Mukul Mehta antreten, der bereits im Finanzbereich bei Novartis arbeitet.

Sorgen um Entresto dämpfen Stimmung

Belastet werden die Valoren zudem weiterhin von Sorgen um Entresto, das umsatzstärkste Novartis-Medikament. Man geht davon aus, dass entsprechende Generika Mitte 2025 in den USA auf den Markt kommen werden. Das Management hat diesen Umstand zwar in seiner Prognose für das Jahr 2025 berücksichtigt.

Doch der jüngste Rechtsstreit zeigt, wie sensibel Anleger auf negative Nachrichten zu Entresto reagieren. Am letzten Freitag wurde bekannt, dass sich ein Gericht im US-Staat Delaware gegen ein Verbot eines Generikums zum Herzmedikament von Novartis stellte. Das war ein Erfolg für den indischen Pharmakonzern MSN Pharmaceuticals, aber eine Niederlage für den Schweizer Pharmakonzern.

Nach dem schon verlustreichen Wochenabschluss wurde die Novartis-Aktie am Montag zunächst weiter verkauft. Erst im Handelsverlauf fing sie sich. An den darauf folgenden Tagen büsste sie weiter an Boden ein und wurde dann von der Mitteilung zum zweiten Quartal belastet - sodass sich der bis dato insgesamt deutliche Kursverlust ergab.

Derweil gibt es auch Lichtblicke: Die UBS stuft Novartis mit «Neutral» ein und setzt das Kursziel bei 104 Franken an. Sie sieht gegenüber dem Schlusskurs vom Donnerstag einen Kursgewinn von zirka 11 Prozent in den nächsten zwölf Monaten. Damit bewegen sich die UBS-Experten in etwa im Rahmen des Konsenses der von AWP erfassten Analysten.

Reto Zanettin
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