Ermittlungen der deutschen Finanzaufsicht Bafin sorgen für einen Crash bei der Aktie von Northern Data, wo Star-Investor Christian Angermayer als Ankeraktionär mit an Bord ist. Bereits am Freitag geriet die Aktie des Rechenzentrums-Betreibers und Bitcoin-Mining-Unternehmens mit einem Minus von 24 Prozent arg unter Druck. Die Bafin bestätigte eine Anzeige gegen Northern Data "wegen mutmasslicher Marktmanipulation".
Am Montag setzt sich der Ausverkauf fort, nachdem die Staatsanwaltschaft Frankfurt laufende Ermittlungen bestätigt hat. Am Vormittag brachen die Titel erneut um bis zu 33 Prozent ein, im Laufe des Tages konnten die Verluste immerhin begrenzt werden - aktuell notiert die Aktie noch bei einem Tagesminus von 10 Prozent bei 53,10 Euro.
Hintergrund: Die deutsche "Wirtschaftswoche" bringt die Anzeige der Bafin in Zusammenhang mit Northern Datas Finanzberichterstattung über das Geschäftsjahr 2020. Diese war im August verschoben worden, weil sich laut Angaben des Unternehmens "komplexe Fragen der Umsatzlegung", unter anderem "zu einer möglichen Konsolidierungspflicht eines grossen Kunden" ergeben hätten, durch die sich "voraussichtlich nicht unerhebliche Abweichungen" ergeben könnten.
Am Donnerstag hatte das Unternehmen die lang erwarteten vorläufige Zahlen für 2020 gemäss IFRS gemeldet, wonach es einen Umsatz von 16,4 Millionen Euro und einen Ebitda-Verlust in Höhe von 12,3 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Für Marktbeobachter waren diese Zahlen ein Schock. Denn: Kurz vor Jahresende hatte das Unternehmen für 2020 noch einen Umsatz von 120 bis 140 Millionen Euro und ein Ebitda von 45 bis 60 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Die Frage steht nun im Raum, ob Northern Data zu positiv über seinen Geschäftsverlauf berichtet hat und somit Anleger in die Irre führte. Laut Insidern stören sich die Bafin-Aufseher an der extrem rosigen Selbstdarstellung von Northern Data in den vergangenen Monaten, welche nun kaum mit den erschreckend schwachen Geschäftszahlen zu tun haben.
Northern Data selbst nahm zunächst nicht Stellung zur Strafanzeige. Dafür äusserte sich Starinvestor Christian Angermayer, einer der Ankerinvestoren des Unternehmens. „Das Geschäft von Northern Data ist stark, und ich bin sicher, dass das Management die Situation aufklären wird“, sagte er gegenüber dem "Handelsblatt". Und: Als zufriedener und langfristig ausgerichteter Aktionär überlege er, sich in Zukunft noch stärker zu engagieren.
Laut einer Northern-Data-Präsentation für Investoren ist ein Grund für die Diskrepanz zwischen den Prognosen und den tatsächlichen Zahlen, dass Umsätze mit zwei Kunden laut IFRS-Rechnungslegungsvorschrift nicht gebucht werden können, weil diese Kunden im Laufe des Jahres 2021 von Northern Data übernommen worden seien. Dabei handele es sich um den Altcoin-Miner Decentric Europe BV und um den Bitcoin-Miner Bitfield NV.
Trotz des jüngsten Börsen-Absturzes und der im Raum stehenden Manipulationsvorwürfe ist das Unternehmen an der Börse noch immer knapp 1 Milliarde Euro wert – bei defizitärem Geschäft und einem mageren Umsatz von 16,4 Millionen Euro. Anleger sollten die Finger von der Aktie lassen.
Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.