Die Aktie von Barry Callebaut steigt am Freitag Vormittag um 7,4 Prozent auf 1'206 Franken. Damit erreicht sie ein 7-Monate-Hoch, nachdem sie schon die gesamte Woche hindurch im Aufwind gewesen und zudem seit Mitte Mai um 66 Prozent gestiegen war.

Hintergrund des momentanen Kurssprungs sind offenbar abgebrochene Gespräche zwischen den Ankeraktionären um die Familie Jacobs und dem Finanzinvestor CVC Capital Partners über einen Rückzug des Schokoladenherstellers von der Börse. Die Familie Jacobs hatte erwogen, das Unternehmen mit der Übernahmefirma CVC zu privatisieren, doch die Gespräche scheiterten an Preis- und Rohstoffrisiken, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg gestützt auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. Keine der involvierten Parteien wollte die Gerüchte kommentieren. 

Die Jacobs-Familie, die Barry Callebaut seit der Fusion 1996 prägt, hält derzeit rund 31 Prozent an der Firma. Sie reduzierte ihren Anteil in den vergangenen zehn Jahren um rund 30 Prozent. Zwar erwarben die Investoren zuletzt auch wieder Aktien, doch Branchenbeobachter werten die Verkäufe als Signal wachsender Unsicherheit.

Mit dem über mehrere Wochen verzeichneten Kursgewinn widersetzen sich die Valoren den pessimistischer gewordenen Analysteneinschätzungen. Am Donnerstag erhöht die Privatbank Berenberg das Kursziel für Barry Callebaut zwar auf 1200 von 1110 Franken, stufte die Titel aber auf «Hold» von «Buy» herab. Der erwartete Entlastungseffekt durch sinkende Kakaopreise sei im Vergleich zu anderen Schokoladenproduzenten wie Lindt & Sprüngli gering und bereits in den Konsensprognosen berücksichtigt, so der zuständige Analyst. Zwar dürfte das Unternehmen im Geschäftsjahr 2026 den grössten Working-Capital-Effekt unter den Vergleichsunternehmen verzeichnen, der volle Nutzen werde jedoch erst ab 2027 erwartet, so der Analyst.

Schon Mitte September bestätigte die Deutsche Bank (DB) das Kursziel von 1000 Franken und senkte das Rating auf «Hold» von «Buy». Der DB-Analyst begründet die Herabstufung mit der starken Kursrallye der zurückliegenden Wochen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis sei deutlich gestiegen, während gleichzeitig die geolokalisierten Daten zur Lieferkette, die zuvor positiv waren, inzwischen ins Negative gedreht hätten.

Barry Callebaut kämpft mit stark gestiegenen Kakaopreisen, hoher Verschuldung und schwankender Nachfrage. Die Firma reagierte jüngst mit Preiserhöhungen, einem Effizienzprogramm sowie einer Verschlankung der Produktpalette. Das Unternehmen ist derzeit mit gut sechs Milliarden Franken bewertet. Die Titel gelten als die am stärksten leerverkauften Aktien der Schweiz. Rund ein Viertel des frei handelbaren Anteils liegt bei Investoren, die auf fallende Kurse setzen.

(cash)