Eigentlich ist die Aktie des Chemiekonzerns Bayer nur noch ein Schatten ihrer selbst. Im Frühjahr 2015 wurde sie für 137 Euro gehandelt, sank dann aber immer weiter, und in der jüngeren Vergangenheit fiel sie mehrfach unter die 20-Euro-Marke.

Doch seit Mitte Mai sind die Bayer-Valoren wieder gefragter als auch schon. So stiegen sie von 22 auf über 26 Euro. Am Freitagmorgen ging es in der Spitze sogar hoch auf 26,94 Euro, womit ein rund 22-prozentiger Zuwachs in weniger als einem Monat resultiert. Zudem hat Bayer das Kursniveau von Anfang Oktober 2024 wieder erreicht, steht also auf einem Acht-Monate-Hoch.

Für den aktuellen Aufstieg gibt es mehrere Gründe. Das Augenmittel Eylea erhielt in China die Marktzulassung zur Behandlung feuchter, altersabhängiger Makuladegeneration. Zudem hat die europäische Arzneimittelagentur eine Zulassungserweiterung zu dem für Bayer wichtigen Medikament empfohlen. Das schürte Hoffnungen auf eine verlängerte Behandlung in der EU.

Im Juni folgte eine weitere Zulassung des Prostatakrebs-Medikament Nubeqa in den USA. Vom Kampf gegen Prostatakrebs scheint sich Bayer einiges zu versprechen. Wie der Konzern mitteilte, handelt es sich um die zweithäufigste Krebserkrankung und die fünfthäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern weltweit.

Neuigkeiten gab es auch zu der Agrochemiesparte. Wie das «Wall Street Journal» berichtete, will Bayer den US-Ableger Monsanto in Konkurs schicken, falls eine Einigung mit den Klägern scheitert. Damit würde ein Wendepunkt in einer langen und für Bayer schmerzhaften Geschichte erreicht. Die Firma aus Leverkusen hatte Monsanto im Jahr 2018 gekauft und wird seither mit Glyphosat-Klagen überzogen - was die Aktie erheblich belastet hat.

Auch einzelne Analysten sind inzwischen optimistischer als bisher. Am Donnerstag stufte der zuständige Experte der US-Bank Goldman Sachs die Bayer-Valoren auf «Buy» von «Hold», zudem zog er das Kursziel auf 33 von 29,10 Euro hoch. Damit sieht er die Aktien auf den Stand vom Januar 2024 zurückkehren. 

Dabei gehört der Goldman-Sachs-Analyst zu der Gruppe von neun Analysten, die eine Kaufempfehlung für Bayer geben. Eine grössere Gruppe von 16 Analysten rät zu «Halten». Dieser Einstufung zufolge kann man weiter auf die Bayer-Aktie setzen, wenn man sie schon gekauft hat. Ein Kauf ist aber nicht dringend anzeigt.

Reto Zanettin
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