Der Konzernumbau hin zu wachstumsträchtigen und margenstarken Geschäftsfeldern bekommt Holcim gut. Mit 6,46 Milliarden Franken ist der Umsatz im Schlussquartal 2022 zwar rückläufig. Um den Verkauf des Indien-Geschäfts sowie um Währungseffekte bereinigt errechnet sich im Jahresvergleich allerdings ein ansehnliches Plus von 9,5 Prozent.

Mit 9,7 Prozent auf 1,03 Milliarden Franken bewegt sich das Wachstum beim wiederkehrenden Betriebsgewinn (EBIT) in einem ähnlichen Rahmen. Damit übertrifft der Weltmarktführer aus Zug zumindest beim Betriebsgewinn selbst die optimistischsten Analystenschätzungen.

Auch die Aktionärinnen und Aktionäre partizipieren an diesem Erfolg, erhalten sie für 2022 mit 2,50 Franken je Titel doch eine um 14 Prozent höhere Dividende. Darüber hinaus kauft das Unternehmen weiterhin über eine zweite Handelslinie eigene Aktien zurück.

Zwei Gründe für die Reaktion der Börse

Gut kommen vor allem aber die diesjährigen Umsatz- und Gewinnvorgaben an. Holcim selbst strebt ein organisches Umsatzplus zwischen 3 und 5 Prozent sowie einen überproportionalen Anstieg beim Betriebsgewinn an. Damit hebt sich der Baustoffproduzent in positiver Weise vom deutschen Rivalen Heidelberg Materials ab. Dieser geht für 2023 von einem operativen Jahresgewinn zwischen 2,35 und 2,65 Milliarden Euro aus, wobei der Mittelwert dieser Bandbreite nur in etwa dem letztjährigen Betriebsgewinn entspricht.

Trotzdem bekundet die Holcim-Aktie Mühe. Nach einem frühen Rücksetzer in die Nähe von 56,60 Franken verliert sie zur Stunde noch immer 0,6 Prozent auf 56,94 Franken. Ein Grund hierfür dürfte die starke Kursentwicklung seit Jahresbeginn sein. Mit einem Plus von knapp 20 Prozent zählt die Aktie zu den diesjährigen SMI-Gewinnern.

Ein weiterer Grund dürfte die Neuigkeit sein, dass der langjährige Firmenchef Jan Jenisch an die Spitze des Verwaltungsrats wechseln und dort Beat Hess ablösen wird. Bei Morgan Stanley heisst es etwa, dass der Transformationsprozess bei Holcim noch nicht abgeschlossen sei. Umso wichtiger werde sein, zu hören, wie stark Jenisch künftig in seiner Rolle noch in den besagten Prozess involviert sein wird. Auch sonst reagiert die US-Investmentbank eher etwas unterkühlt auf das solide Jahresergebnis und den erfreulichen Ausblick. Morgan Stanley stuft die Aktie vorerst mit "Overweight" und einem Kursziel von 61 Franken ein.

Trotz schwierigem Umfeld weitere Margenverbesserungen zu erwarten

Wie die Basler Kantonalbank (BKB) schreibt, sind die Zahlen von Holcim zwar erneut sehr gut. Dieser Punkt dürfte leider in den Hintergrund geraten, sei Holcim ohne Firmenchef Jenisch doch fast nicht mehr vorstellbar. Ihres Erachtens verliert das Unternehmen mit der Finanzchefin Géraldine Picaud und dem bisherigen Verwaltungsratspräsidenten Hans Hess zwei weitere gewichtige Management- bzw. Vorstandsmitglieder. Als Folge davon stuft die BKB die Aktie von "Übergewichten" auf "Marktgewichten" herunter. Das Kursziel von 60 Franken wird womöglich noch überarbeitet.

Vorwiegend positive Worte findet die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Sie führt das starke Abschneiden bei der Gewinnentwicklung im vierten Quartal vor allem auf den starken Gewinnbeitrag aus Europa zurück. Von den zukunftsgerichteten Aussagen schliesst die ZKB darauf, dass es dem Baustoffproduzenten trotz konjunktureller Verlangsamung möglich sein wird, weitere Margenverbesserungen erzielen zu können. Für sie kommt der angekündigte Wechsel an der Verwaltungsratsspitze nicht überraschend. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Übergewichten", was einer Kaufempfehlung gleichkommt.

Auch die Bank Vontobel fühlt sich im Jahresergebnis und im erfreulichen Ausblick in ihrer Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 63 Franken bestärkt. Den Wechsel in der Führungsebene hält sie - anders als andere Banken - für gut vorbereitet.