Temenos verlieren am Dienstag bis 13 Prozent auf 94,40 Franken, während der Gesamtmarkt klar zulegt. Die Aktien des Bankensoftwareanbieters notieren damit so tief wie seit März 2020 nicht mehr. Das Minus seit Jahresbeginn summiert sich auf 22 Prozent.
Nicht Freude an der Entwicklung bei Temenos wird auch Martin Ebner haben. Er ist mit 10,4 Prozent grösster Aktionär des Unternehmens.
Temenos hat die Markterwartungen sowohl beim Umsatz als auch beim EBIT verfehlt. Die Kosten seien stärker angestiegen, unter anderem wegen einer Lohninflation von geschätzten 5 bis 6 Prozent, einem höheren Personalbestand und Investitionen, kommentiert die ZKB. Ausserdem erklären sich Experten die Differenz zwischen den Erwartungen und den effektiven Zahlen nicht zuletzt mit einem eher schwachen Abschneiden bei den Unterhalts-, insbesondere bei den Serviceerträgen. Bei den Lizenzerträgen und den Erträgen aus "Software as a Service" (SaaS) bewegt sich der Umsatzbeitrag hingegen in etwa im Rahmen der Erwartungen, wie es am Markt heisst.
Dem Barclays-Analyst ist das zuletzt schwache Abschneiden im Servicegeschäft sichtlich ein Dorn im Auge. Von den Jahresvorgaben schliesst er darauf, dass die Konsensschätzungen beim EBIT um durchschnittlich 4 Prozent reduziert werden müssen. Seines Erachtens fällt Temenos damit im Branchenvergleich negativ auf.
Auch sein Berufskollege bei Goldman Sachs bezeichnet die Geschäftsentwicklung im vierten Quartal als "schwach". Auch der Ausblick für das laufende Jahr stösst nicht gerade auf Begeisterung. Vom EBIT-Wachstum hatten sich Experten mehr erhofft. Der Goldman- Sachs-Analyst stösst sich zudem daran, dass sich die Erreichung der Mittelfristziele in Sachen freier Cashflow verzögern wird. Grund ist die Umstellung auf ein neues Abo-Modell.
Temenos hatte anlässlich der Jahreszahlen 2021 verkündet, für "On-Premise"-Lizenzen (Software wird auf eigenen Servern in den eigenen Räumlichkeiten gehostet) und Wartung ab diesem Jahr standardmässig Fünfjahresverträge zu verkaufen. Die übliche Vorabzahlung für "On-Premise"-Verträge verteile sich somit auf fünf Jahre, schreibt die ZKB.
Das Momentum für Temenos sei weiterhin gut und die fundamentalen Treiber für die Digitalisierung der Banken blieben intakt, schreibt indes Vontobel. Die strategische Umstellung des Vertriebsmodells erachtet der Analyst als positiv und wertsteigernd. Die Quartalsergebnisse und der kurzfristige Ausblick dürften den Markt jedoch (noch) nicht überzeugen. Der am Nachmittag anstehende Kapitalmarkttag könnte dazu beitragen, mehr Licht in die Chancen in der Zukunft zu bringen. Händler fragen sich zudem, was aus den Medienberichten vom Oktober geworden ist, wonach Finanzinvestoren wie EQT oder Thoma Bravo ein Auge auf das Genfer Unternehmen geworfen hätten. Die davon ausgehenden Übernahmefantasien liessen die Kurse damals kräftig steigen.
(AWP/cash)