"Der Ukraine-Krieg und die Corona-Lockdowns in China machen die wirtschaftlichen Aussichten auf lange Sicht komplizierter und unsicherer", warnt Analyst Pierre Veyret vom Brokerhaus ActivTrades. Ausserdem wachse die Furcht, dass die Notenbanken die Inflation nicht oder nur um den Preis einer Stagflation oder Rezession in den Griff bekämen, wirft Robert Greil, Chef-Anlagestratege des Bankhauses Merck Finck, ein.

Die meisten wichtigen Börsenindizes verloren in der abgelaufenen Woche rund 2 Prozent. Für den Dow Jones war es die sechste aufeinanderfolgende Woche mit einem Verlust.

Als weiteres Damokles-Schwert hänge eine mögliche weitere Eskalation des Ukraine-Kriegs über der Börse, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets "Deshalb sind nun alle Augen auf Putins Rede am Montag gerichtet." Russland wies allerdings Gerüchte, denen zufolge Staatspräsident Wladimir Putin am Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland der Ukraine formal den Krieg und eine Generalmobilmachung verkünden wird, zurück.

Inflationsdaten im Blick - Zahlreiche Firmenbilanzen

Bei den Konjunkturdaten richten Anleger ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die US-Verbraucherpreise am Mittwoch. Er rechne für April mit einem Rückgang der Teuerungsrate auf 8,2 von 8,5 Prozent, prognostiziert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. Dennoch blieben die Inflationsgefahren hoch. "Schliesslich ist die US-Wirtschaft stark ausgelastet, was den Lohnanstieg anschieben dürfte." Hinzu kämen weitere preistreibende Faktoren wie die Kosten für den Kampf gegen den Klimawandel oder die De-Globalisierung. "Wir erwarten daher, dass es der Notenbank nicht gelingen wird, die Inflation dauerhaft auf das Ziel von 2 Prozent zu senken."

Gleichzeitig gerate die Europäische Zentralbank (EZB) unter immer stärkeren Zugzwang, da sich die Inflation sonst nur noch schwer einfangen lasse, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. "Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung Anfang Juni den Weg für eine schnelle Straffung der Zinsen freimacht." Frankreichs Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau plädiert für eine Anhebung des Einlagensatzes in den positiven Bereich bis zum Jahresende.

Diesseits des Atlantik steht am Dienstag der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt, auf dem Terminplan. Analysten sagen hier für Mai eine Verschlechterung auf minus 42 Punkte von minus 41 Zählern voraus.

Unabhängig davon rollt eine neue Welle von Firmenbilanzen auf die Börsianer zu. Es öffnen unter anderem der Unterhaltungskonzern Walt Disney und der Triebwerkshersteller Rolls-Royce ihre Bücher.

(Reuters)