Die milliardenschwere Hilfestellung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) lässt die Aktien der Credit Suisse am Donnerstag wieder steigen. Die Nationalbank hatte am Mittwochabend angekündigt, der angeschlagenen Grossbank Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die CS gab in der Folge noch in der Nacht die Aufnahme eines SNB-Kredits über 50 Milliarden Franken bekannt.

Die CS-Aktien notieren am Donnerstag rund 20 Prozent im Plus auf 2,03 Franken. Am Vortag hatte sie noch um 24 Prozent nachgegeben hatten und zeitweise einen neuen Tiefstwert von 1,55 Franken erreicht. Allerdings bleiben die CS-Titel weiterhin klar unter dem Schlusskurs vom Dienstagabend von 2,24 Franken. Auch weitere Bankentitel, wie die am Vortag klar gesunkenen UBS und Julius Bär, zeigen am Donnerstag eine Erholungsbewegung.

Sorgen um eine Schieflage der international tätigen Grossbank hatte am Mittwoch nicht nur die CS-Aktien massiv in die Tiefe gezogen, sondern Bankentitel weltweit belastet. Auslöser waren Aussagen des saudischen CS-Grossaktionärs gewesen, der weitere Kapitalzuschüsse an die als "global systemrelevante" geltende CS ausgeschlossen hatte. Die Äusserungen fielen in ein Marktumfeld, das von den Problemen der Silicon Valley Bank und weiterer US-Regionalbanken stark verunsichert ist.

Liquidität stärken

Die Credit Suisse begründete die Aufnahme des SNB-Kredits über 50 Milliarden am Donnerstag mit der "präventiven Stärkung" der Liquidität. Gleichzeitig kündigte sie den Rückkauf von Anleihen im Volumen von drei Milliarden Franken an, womit sie auch ihre Finanzierungskosten weiter senken dürfte. "Mit diesen Massnahmen stärken wir die Credit Suisse im Rahmen unseres strategischen Wandels", sagte Bankchef Ulrich Körner in der Mitteilung.

Die Grossbank leidet seit einiger Zeit unter anhaltenden Vermögensabflüssen. Im vierten Quartal 2022 hatten Kunden fast 111 Milliarden Franken abgezogen, wobei ein grosser Teil davon vergangenen Oktober nach Gerüchten um eine Schieflage der Bank abflossen. Wie hoch die Vermögensabflüsse und Geldrückzüge in der laufenden Woche sind, wollte die CS am Donnerstag nicht kommentieren.

Schwierige Geldbeschaffung

Die Bank benötige die Liquidität wohl zumindest in Teilen, um die "wahrscheinlich bedeutenden Abflüsse an Kundeneinlagen" überhaupt stemmen zu können, sagte auch Bankenprofessor Teodoro Cocca von der Universität Linz gegenüber der AWP. Zudem habe die Credit Suisse wohl am Markt nicht mehr genügend Liquidität beschaffen können, weil ihr die anderen Banken nicht mehr trauten, so der aus der Schweiz stammende Bankenexperte.

Nicht einfacher wird in der angespannten Situation auch der tiefgreifende Umbau, den die CS durchführen muss. Das Management der Grossbank betonte am Donnerstag erneut die bereits erreichten Fortschritte. So komme sie bei der Restrukturierung der Investment Bank voran und habe das Kostensparprogramm noch beschleunigt, hiess es.

Vertrauen wiederherstellen

Ob der Milliardenkredit das Vertrauen der Investoren aber auch der Bankkunden wiederherstellt, muss sich nun erst zeigen. Vontobel-Analyst Andreas Venditti sprach immerhin von einem "starken und wichtiges Signal": Er hoffe, dass damit die Negativspirale durchbrechen werde. Es werde jedoch Zeit brauchen, um das Vertrauen in die Marke Credit Suisse zurückzugewinnen.

Auch für die Politik bleibt die Credit Suisse ein Thema. Laut Informationen der Nachrichtenagentur Keystone-SDA wollte sich der Bundesrat noch am Donnerstag zu einer ausserordentlichen Sitzung zur CS-Situation treffen. Ob die Regierung Beschlüsse fällen wird, war zunächst unklar.

Die Credit Suisse hatte 2022 mit einem Jahresverlust von 7,3 Milliarden Franken ihr schlimmstes Jahr seit der Finanzkrise von 2008 erlebt. Bereits 2021 war die CS nach den Debakeln um den Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos und die Liquidierung der Greensill-Fonds tief in die Verlustzone geraten. Auch für 2023 hat die Bank wegen der hohen Kosten für die Restrukturierung erneut rote Zahlen prognostiziert.

(AWP)