Alles beginnt am Dienstag, wenn der Vorsitzende der US-Notenbank, Jerome Powell, auf dem Capitol Hill seine zweitägige halbjährliche Rede zur Geldpolitik hält. Da der S&P 500 Index seine beste Woche seit einem Monat hinter sich hat, werden Anleger nach Hinweisen auf den Zinserhöhungspfad der Zentralbank suchen. 

"Der Markt hält an jeder einzelnen positiven Aussage von Powell fest“, sagte Emily Hill, Gründungspartnerin von Bowersock Capital. "In dem Moment, in dem Anfang des Jahres in einer Rede das Wort ‚Disinflation‘ von seinen Lippen kam, schoss der Markt in die Höhe.“ Tatsächlich wurde die Rallye Ende letzter Woche von Raphael Bostic, Chef der Atlanta Fed, angespornt, als er sagte, die Zentralbank könne diesen Sommer pausieren.

Nach der Rede von Powell wird am 10. März der Arbeitsmarktbericht für Februar und am 14. März der Konsumentenpreisindex vorgelegt. Ein weiterer, heisser - sprich: hoher - Wert zum Beschäftigungswachstum und zur Inflation könnte alle Hoffnungen auf einen baldigen Rückzug der Fed bei den Zinserhöhungen zunichte machen. "Es gibt solche widersprüchlichen Signale in der Wirtschaft“, sagte Hill. "Wir werden also Überreaktionen von Investoren auf die bevorstehenden Daten sehen.“

Schliesslich, am 22. März, wird die Fed ihre geldpolitische Entscheidung und ihre vierteljährlichen Zinsprognosen bekannt geben, und Powell wird seine Pressekonferenz abhalten. Danach sollten die Anleger eine ziemlich klare Vorstellung davon haben, ob die US-Zentralbank die Zinserhöhungen irgendwann in den kommenden Monaten stoppen wird.

Das Thema macht den Anlegern und Tradern Sorgen. Die vorausschauende implizite Volatilität liegt am Tag des Verbraucherpreisindex wieder in der Nähe von 30 am Tag der Fed-Zinsentscheidung und nächsten Tag bei 40 Punkten. Das bedeutet, dass sich Händler auf einige grosse Schwankungen vorbereiten, wie von Citigroup zusammengestellte Daten zeigen. Tiefer ist die implizierte - sprich vorausschauenede Volatilität - am Tag der Publikation der Arbeitsmarktdaten. Laut Stuart Kaiser, Leiter der US-Aktienhandelsstrategie bei Citigroup, deutet eine vorausschauende implizite Volatilität von 26 am Tag der Arbeitsmarktdaten darauf hin, dass der Markt dieses Risiko unterschätzt.

Was den Aktienmarkt selbst anbelangt, lässt die aktuelle Entwicklung auf gelassene Meinung der Marktteilnehmer hindeuten. Der S&P 500 verzeichnete bis MItte letzter Woche eine tägliche Bewegung von weniger als 0,5 Prozent in beide Richtungen,. Das wird als ruhige Phase eingestuft. Eine ähnliche Phase war im Januar zu beobachten, als die Anleger ihre Wetten verstärkten, dass die US-Wirtschaft eine Rezession abwenden könnte, wenn die Inflation nachlässt.

Auf diese vier Punkte werden, zusammengefasst, die Händler und Analysten ihr Augenmerk in den nächsten 13 Tagen richten:

Powell-Auftritt vor dem US-Senat

Der halbjährliche geldpolitische Bericht des Fed-Vorsitzenden an den Bankenausschuss des US-Senats am Dienstag und den Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses am Mittwoch wird wahrscheinlich Hinweise auf die US-Wirtschaftsaussichten geben, insbesondere auf Inflation, Lohndruck und Beschäftigung. Händler werden auch nach Hinweisen auf zusätzliche Schritte suchen, die die Fed unternehmen könnte, um die erhöhten Preise wieder unter Kontrolle zu bringen.

US-Arbeitsmarkt 

Der Arbeitsmarkt war im Januar stark. Das ist ein wichtiger Inflationstreiber, denn Lohnwachstum kann die Preise höher halten. Und es ist ein Risiko für die Aktienkurse, weil eine anhaltende Inflation die Fed daran hindern würde, die Zinserhöhungen zu unterbrechen. Ökonomen prognostizieren, dass die Arbeitslosenquote im Februar unverändert gegenüber Januar bei 3,4 Prozent liegen wird. Das Beschäftigungswachstum ausserhalb der Landwirtschaft wird voraussichtlich auf 215'000 zurückgehen, nachdem einen Monat zuvor ein überraschender Anstieg von 517.000 Arbeitsplätzen verzeichnet worden war. Aber letztendlich geht es bei den Daten um die Löhne und darum, ob die Fed glaubt, dass sie schnell genug bremsen, um die Inflation zu senken.

Inflationsdaten

Der Februar-Konsumentenpreisindex ist entscheidend, nachdem er zu Beginn des Jahres sprunghaft angestiegen war. Jedes Anzeichen einer anhaltenden Inflation könnte die Fed dazu veranlassen, die Zinsen noch stärker als bereits erwartet anzuheben. Die Prognose für den CPI im Februar beträgt 6 Prozent, eine Verbesserung gegenüber den 6,4 Prozent im Januar. Der Kern-Inflationsrate, der die volatilen Lebensmittel- und Energiekomponenten ausklammert und als besserer zugrunde liegender Indikator als die Leitzahl angesehen wird, wird voraussichtlich um 5,4 Prozent ab Februar 2022 und um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat steigen. Das Inflationsziel der Fed, das mehr als nur den Teuerungswert berücksichtigt, liegt bei 2 Prozent.

Fed-Entscheidung

Der Markt preist einen September-Höchststand bei den Zinssätzen von 5,4 Prozent ein, fast einen Prozentpunkt über dem aktuellen effektiven Federal Funds Rate. Händler bereiten sich auf die Möglichkeit vor, dass die Fed zu Jumbo-Zinserhöhungen zurückkehrt, wobei Overnight-Index-Swaps im Laufe dieses Monats eine Straffung um etwa 31 Basispunkte einpreisen - dies liegt über den erwarteten 25 Basispunkten. 

Natürlich werden die Erwartungen der Fed und die Kommentare von Powell nach der Entscheidung die Marktstimmung beeinflussen. Aber laut Michael Antonelli, Marktstratege bei Baird, geht es um grosse Abweichungen bei den Inflationswerten, falls diese viel höher als erwartet ausfallen. Dies würde die Stimmung am Aktienmarktes kurzfristig beinträchtigen.

"Wenn die Endrate von 5 Prozent auf 5,5 Prozent steigt, wird das ein Gegenwind sein, aber es wird den Aktienmarkt nicht so in Mitleidenschaft ziehen wie letztes Jahr“, sagte Antonelli in einem Telefoninterview. "Letztes Jahr wussten wir nicht, wie die Worst-Case-Szenarien aussehen würden. Dieses Jahr ist das Fenster möglicher Ergebnisse viel enger. Und Investoren mögen das.“

(Bloomberg)